Prof. Dr. Craig Leonard
Aesthetics After Marcuse: What's Left of Anti-Art?
(Fachbereich Kunst)
In seinem kurzen Buch über Arnold Schönberg stellt Charles Rosen fest: »das vorrangige Mittel musikalischen Ausdrucks ist die Dissonanz.« In musikalischer Form kann Dissonanz vertikal (d.h. durch das gleichzeitige Abspielen von Tönen) oder horizontal (d.h. durch Tonabfolgen) erfolgen. In beiden Fällen ist eine Dissonanz ein musikalisches Geräusch, das eine Auflösung hinausschiebt, wobei die Auflösung durch eine Harmonie bestimmt wird, also ein musikalisches Geräusch, das als letzte Note dienen kann. Wie Rosen hervorhebt: »Welche Geräusche Konsonanzen sein sollen, wird zu jedem Moment in der Geschichte durch den vorherrschenden Musikstil festgelegt, und Konsonanzen waren, je nach musikalischem System der jeweiligen Kultur, radikal unterschiedlich.« Die außermusikalischen Konsequenzen dieser Feststellung sehen eine tiefgreifende Verflechtung von Ästhetik – der Feststellung von Dissonanz und Konsonanz, ehemals abgeleitet von einer »musikalischen Sachlichkeit« – mit sozialen und geschichtlichen Kräften, obwohl diese noch eigenständig sind. »Die Auseinandersetzung des Komponisten mit dem Material ist zugleich eine Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, gerade soweit diese ins Werk eingewandert ist« (Theodor W. Adorno, Philosophie der Neuen Musik). Was bleibt, sind materielle und extra-materielle Dissonanzen und damit der »Ausdruck« entlang der Tonleiter vom dialektischen (Adorno) zum dialogischen (Bakhtin) Verhältnis zur Konsonanz – in beiden Fällen im Begriff historisch neu bewertet und bewegt zu werden. Der Begriff der Dissonanz soll in seiner relativen Verwendung bei Adorno und Bakhtin beleuchtet werden, um Dissonanz im zeitgenössischen Kontext neu zu verorten.
Betreuende
- Prof. Dr. Juliane Rebentisch
- Prof. Heiner Blum