Dr. Ellen Wagner
Künstlerische Strategien der Mimikry in der Post-Internet Art
(Fachbereich Kunst)
Spätestens seit der 9. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst (2016) wird die Post-Internet Art, die sich offensiv standardisierter Motive aus kommerziellen Kontexten und den Social Media bedient, nicht mehr bloß als »einfallslos«, sondern als geradezu »gefährlich« eingestuft. Diese Kunst, so ihre Kritiker_innen, stehe im Pakt mit dem Neoliberalismus und verhalte sich mutwillig verantwortungslos, das heißt unkritisch zu den Bildsprachen des Marketings. »These artists«, so Jason Farago im Guardian, »seem to want to have their fun and still get credit for topicality, but let’s get real: I have seen spambots with greater sensitivity.« Der kunstkritischen Freude am Verriss bot die Post-Internet Art insbesondere anlässlich der 9. Berlin Biennale einen Tummelplatz für gewolltes Missverstehen, besorgte Kommentare und schillernd intonierte Abgesänge.
Statt die Post-Internet Art jedoch als Ansammlung flacher Zitate kommerzieller Bilder zu verurteilen oder sie – was von Seiten der Befürworter_innen bisweilen etwas vorschnell geschieht – in einer Linie mit allegorischen Strategien der Appropriation als »kritisch« zu legitimieren, geht es in dieser Untersuchung ausdrücklich um den Zwischenraum von Affirmation und Kritik. Dieser wird anhand der Figur der Mimikry ausgemessen. Anders als allegorische Strategien der Postmoderne zielt Mimikry nicht auf direkte Umwertung einzelner Bilder, sondern lässt durch die Erfüllung kapitalistischer Klischees und Normen hindurch deren Brüchigkeit hervortreten. Die Post-Internet Art leistet demnach keine »stillstellende« Dekonstruktion der Motive und Distributionsweisen der Massenmedien, kann jedoch eine minimale Umlenkung dieser Bewegung initiieren.
Betreuende:
- Prof. Dr. Christian Janecke
- Prof. Dr. Juliane Rebentisch
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