Meri Zirkelbach

Materialspekulation – Zusammenspiel von Materialtradition und materialorientierter Gestaltung

Fachbereich Design

Wir befinden uns in einer Ära von stets neueren und besseren Materialentwicklungen, die häufig nicht mehr auf einem klassischen Rohstoff basieren. Rohstoffe werden immer weiter in ihre Grundbausteine zerlegt, neu zusammengesetzt, verbessert, digital aufgeladen und optimiert.

Vielfältige spekulative Materialbetrachtungen und Entwurfsumsetzungen im handwerklich-digitalen Spannungsfeld können als Ergänzung zu naturwissenschaftlichen Grundlagenforschungen eines Materials angesehen werden. Zu materialorientierten Ansätzen erweitert die Arbeit das Aufzeigen zukünftiger Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, indem historisch-traditionelle Aspekte von Material in die Gestaltung mit einbezogen werden. Das Verständnis über Materialtraditionen liefert darüber zudem einen Mehrwert zu vielfältigen Umsetzungseventualitäten nachhaltiger Rohstoffe der Zukunft. In diesem Zusammenhang folgt die Arbeit dem Ziel, bekannte produkt- und dienstleistungsorientierte Rollen von Gestaltenden in einem wirtschaftlich ausgerichteten Markt zu reflektieren und einen Beitrag zur Neugestaltung des Designs zu leisten.

Im letzten Jahrzehnt haben sich zahlreiche Disziplinen der Spekulation und Fiktionsbildung als Forschungsmethode, als Denkwerkzeug oder als Untersuchungsgegenstand angenommen. Eine neue Gewichtung erhielt der Begriff im Allgemeinen in der Wissenschaftstheorie, Soziologie und Philosophie. Im Kontext grundlagenforschender Naturwissenschaften verlor der Ausdruck im Gegensatz an Bedeutung, da als unwissenschaftlich und ungewiss angesehen. Die Betrachtung von Traditionslinien der Materialspekulation reflektiert diese Divergenz und die sich mit der Zeit geänderte und ambivalente Sichtweise der Begrifflichkeit. Dabei bringt sie diese mit technologischen und kulturhistorischen Materialentwicklungen der Geschichte in Zusammenhang.

Die Arbeit zeigt dementsprechend die kulturellen und disziplinär verankerten unterschiedlichen Herangehensweisen und Vorstellungen über entstehende Resultate einer Materialforschung und -entwicklung. So können spekulative und gestalterische Denkmuster, welche Zustände untersuchen, wie sie sein könnten, in der auf Rationalität und Berechenbarkeit geschulten naturwissenschaftlichen Materialforschung Unverständnis und Irritation auslösen. In diesem Zusammenhang wird der Vorteil eines materialspekulativen Ansatzes mit einem Vergleich zu bekannten Innovationsprozessen gezogen.

Die empirische Untersuchung auf Basis des Materialkonzepts CNF (Cellulose Nanofibers) und die daraus entwickelten vielfältigen Umsetzungsmöglichkeiten entstehen in Zusammenarbeit mit der Empa, Dübendorf (Eidgenössische Material Prüfanstalt, Schweiz).

Betreuende:
​Prof. Dr. Markus Holzbach
​Dr. Thomas Geiger

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