Michaela Filla-Raquin
bilderSTURM Kunst und Revolte an der Goethe-Universität Frankfurt in den 60erJahren
Fachbereich Kunst
Als Schauplatz der berühmt-berüchtigten Frankfurter Studentenbewegung ist der Campus Bockenheim der Frankfurter Goethe-Universität bereits ins kollektive Gedächtnis eingegangen. In Vergessenheit geraten ist jedoch, dass es in den 60er Jahren einen Ausstellungsraum für Gegenwartskunst im Studierendenhaus in Bockenheim gab, der sogenannten Studiogalerie, in der Nam June Paik, Charlotte Moorman, Bazon Brock, Peter Roehr, Paul Maenz, Charlotte Posenenske, Thomas Bayrle, Hans Peter Riese und andere aktiv waren. Die Initiatoren dieser in der Bundesrepublik einzigartigen, studentischen Institution machten es sich zur Aufgabe, internationale neue Kunst zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Mit Ausstellungen wie Serielle Formationen (1967 kuratiert von Peter Roehr und Paul Maenz) hat die Studiogalerie Kunstgeschichte geschrieben. Obwohl die Studiogalerie mit der Präsentation neuer künstlerischer Tendenzen (u.a. Minimal Art und Conceptual Art), die in den 60er Jahren zumindest in Deutschland noch nicht als Kunst anerkannt waren, einen politischen Anspruch verfolgte, war das Ausstellungsprogramm den protestierenden Studenten nicht engagiert genug. Tatsache ist, dass dieser Raum für progressive Kunst 1968, auf dem Höhepunkt der studentischen Revolte, geschlossen wurde. Neben den Konflikten gab es aber auch Wechselwirkungen zwischen Kunst und Revolte. Nicht nur Künstler, sondern auch studentische Aktivisten machten in den 60er Jahren den öffentlichen Raum zur Aktionsfläche. Die studentischen Aktionen, oftmals vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) organisiert, wurden als Happenings bezeichnet. Die Frage, ob sich Happenings von Nam June Paik, Charlotte Moorman und Wolf Vostell im Studierendenhaus in den Jahren 1965 und 1966 auf studentische Protestformen auswirkten, liegt also nahe. Meine Promotion setzt sich aus einer historischen Untersuchung und einer Ausstellung zusammen. Ziel des Projekts ist es, das spannungsreiche Verhältnis zwischen Kunst und Revolte an der Universität in diesen Jahren zu beleuchten. In der geplanten Ausstellung geht es nicht nur um die Vermittlung historischer Zusammenhänge. Vielmehr beleuchtet sie mit der Präsentation von aktueller Kunst, die auf die 60er Jahre rekurriert, auch einen wichtigen Teil aktueller Erinnerungskultur. Die Ausstellung soll einen Dialog zwischen den Generationen anregen. Arbeiten jüngerer Künstler treffen auf Werke damaliger Akteure. Das Spektrum umfasst Werke, die dokumentarisches Material einbeziehen, ästhetische Formen zitieren bzw. variieren, sowie Positionen, die sich seit den 60er Jahren weiterentwickelt haben.
Betreuende:
Prof. Dr. Christian Janecke
Prof. Heiner Blum