Michel Kloefkorn
»Offenbach ist noch immer die schönste Stadt der Welt«, sagt Filmemacher Michel Klöfkorn. Erst kürzlich hat er wieder dort gearbeitet.
Zum Gespräch treffen wir uns in Frankfurt, im Hinterhof der Naxoshalle. Im früheren Gebäude einer Schleifmittelfabrik befinden sich heute ein Theater und ein Kino. »Die Naxoshalle ist eine der wenigen Industriebacksteinhallen in Frankfurt, aus der nicht ein Supermarkt geworden ist«, sagt Klöfkorn. Dort hat er sein kleines Büro.
Vor uns liegen großformatige Planen, bedruckt mit der Abbildung einer Hausfassade. Wir laufen darüber, und Klöfkorn zeigt, dass man auf dem Bild sogar den Regen sieht – so hochauflösend ist Fototechnik mittlerweile. Aus den Planen wird ein Film entstehen, aber auch Arbeiten für den Ausstellungskontext. »Ich collagiere öffentlichen Raum«, erklärt Klöfkorn.
Häufig greift er auf schon vorhandene Werbeplanen und -banner zurück und nutzt sie für Videocollagen und Objekte. Er schneidet die Banner teils in Streifen, verfremdet sie, setzt sie neu zusammen. So erhalten sie eine neue Qualität. Dem Gebrauchs- und Werbezusammenhang entrissen, irritieren die Bilder durch ihre Glätte und Perfektion. Sie scheinen einer anderen Welt zu entstammen.
Seit den 1990er-Jahren drehte Klöfkorn Musikvideos, zum Beispiel für Jan Delay, Blaze und Alter Ego. In letzter Zeit arbeitet er verstärkt an Animations- und Experimentalfilmen. 2011 entstand ein Video für die globalisierungskritische Organisation Attac zu einem Song von »Wir sind Helden«. „Ich habe durch den Film gelernt, dass Gestaltung etwas mit Politik zu tun hat“.
1989 bis 1997 studierte Klöfkorn Film und Bühnenbild an der HfG Offenbach. Ein wichtiger Einfluss für seine eigene Arbeit war die großformatige Reprofotografie. Schlicht grandios sei die Reprowerkstatt der HfG, sagt er. Zweieinhalb Jahre lang leitete er das Filmlabor der Hochschule. Zudem unterrichtete er in den Lehrgebieten Film, Elektronisches Bild und Animation. An der heutigen HfG vermisst er einen Ruderkurs, der den Studierenden einen Bezug zur Arbeit mit den Händen vermitteln könne.
Derweil fährt ein Lieferwagen über die großformatigen Planen auf dem Naxos-Gelände. Michel Klöfkorn ruft seiner Assistentin kurz etwas zu. Die Szenerie wird von oben gefilmt, so dass es aussieht, als würde das Auto über eine echte Hausfassade fahren. »Fertig ist die Collage!«, sagt Klöfkorn.