Vier5 – Marco Fiedler & Achim Reichert
Vier5, das sind Marco Fiedler und Achim Reichert. Das Pariser Designbüro entwirft Kommunikation und neue Fonts. Vier5 zielt darauf ab, »visuelle Phrasen« zu vermeiden, um stattdessen mit »individuellen, kreativen Statements« zu arbeiten, die für den jeweiligen Kunden und das jeweilige Medium entwickelt werden. Seit 2007 entwerfen Fiedler und Reichert unter dem Label VIER5 Modekollektionen. Zudem geben sie das Modemagazin FAIRY TALE heraus.
Eugen El: An welchen aktuellen Projekten arbeiten Sie?
Vier5: Wir betreuen das Johann Jacobs Museum in Zürich, arbeiten am grafischen Auftritt einer Ausstellung in Suzhou in China und haben ein Buchprojekt für das Museion in Bozen fertiggestellt. Wir arbeiten auch an einem Katalog für das mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien. Schließlich betreuen wir noch den grafischen Auftritt der Documenta 14 in Athen. Außerdem bereiten wir die kommende Ausgabe unseres Magazins FAIRY TALE vor und arbeiten an verschiedenen Stoffdrucken. Es gibt noch weitere Projekte. Bei uns läuft das recht fließend. Alles geht ineinander über.
Wie kamen Sie zu Ihrem gestalterischen Ansatz?
Darüber haben wir uns nie Gedanken gemacht. Es war immer ein starkes Grundinteresse da, für das, was wir tun, beziehungsweise was wir machen möchten – und das schon vor dem Studium. Durch das Studium an der HfG haben wir gelernt, dieses Interesse zu formulieren und uns darauf zu konzentrieren.
Warum haben Sie an der HfG Offenbach studiert – und nicht an einer anderen Hochschule?
Die HfG bot damals gute Voraussetzungen, wenn man einen offenen Ansatz verfolgen und interdisziplinär arbeiten wollte. Das gab es bei den meisten anderen Hochschulen nicht. Sie erschienen uns eher gelenkt. Das hat uns nicht interessiert. Die HfG kam unserer Vorstellung von einem Studium sehr entgegen.
Wie haben Sie die HfG erlebt? Bei wem und wann haben Sie studiert?
Wir haben die HfG sehr offen erlebt. Wir konnten machen, was wir wollten und unsere Interessen verfolgen, ohne ausgebremst zu werden. Klaus Staudt (Dreidimensionales Gestalten, konstruktive Darstellungsmethoden und Wahrnehmungstheorie), Dieter Lincke (Zeichnen, Illustration und Buchgestaltung), Wolfgang Luy (Bildhauerei) und auch Friedrich Friedl (Typografie) waren sehr gute Lehrer, mit einem offenen Ansatz. In der Theorie waren Hans-Peter Niebuhr (Mediensoziologie) und Eva Huber (Kunstgeschichte) tolle Professor_innen, von denen man viel gelernt hat. Eva Hubers Begeisterung für aktuelle Kunst war ansteckend und hat in uns viele Interessen geweckt, die für unsere spätere Laufbahn wichtig waren und es noch immer sind. 1997 waren wir mit ihr auf einer Exkursion zur Documenta 10. Das war sehr prägend. Das Studium war damals anders, als ich es heute oft erlebe. Es war weniger zweckorientiert und freier.
Wie verlief bei Ihnen der Übergang vom Studium in den Beruf nach dem Studienabschluss?
Auch darüber haben wir uns auch keine Gedanken gemacht. in der Zeit des Übergangs nimmt man den Übergang nicht wahr. Wir sind irgendwann nach Paris gegangen, haben uns hingesetzt und angefangen zu arbeiten.