Lina Louisa Krämer
Was nie gewesen ist Lecture Performances als Austragungsort »wissenschaftlicher« Diskurse (Arbeitstitel)
Fachbereich Kunst
Heute wird der Begriff Lecture Performance in der bildenden Kunst inflationär für Vorträge von Künstler_innen verwendet, die sich darin mit einem bestimmten Thema oder einer Fragestellung auseinandersetzen und damit an einen klassischen wissenschaftlichen Vortrag erinnern. Gemein haben Lecture Performances, dass sie als Aufführung, als ephemeres Ereignis, vor einem Publikum angelegt sind und sich an eine Öffentlichkeit richten. Die Ansprache an die Öffentlichkeit ist unmittelbar, kann damit jedoch nicht per se als relevanter gegenüber den performativen Elementen angesehen werden. Prozess trifft bei der Lecture Performance auf den Moment einer Aufführung, einer (zielgerichteten) Handlung, die mit einem Vortrag verbunden ist; beides kann ineinander übergehen oder klar, z.B. in der Abfolge, voneinander abgegrenzt sein.
Der Versuch der Einordnung – und damit auch einer Abgrenzung der Lecture Performance von anderen Vortragsarten – als eigenständiges Genre in der bildenden Kunst ist das Anliegen meines Promotionsvorhabens, das sich über die drei Anhaltspunkte, den Akt des Sprechens, die Performance im Moment der Aufführung und den kulturhistorischen Kontext des Formats, mit dem Thema eingehend auseinandersetzen möchte. Das Promotionsvorhaben ist dabei als Rahmenanalyse gedacht, die Lecture Performances nicht losgelöst betrachten will, sondern kritisch hinterfragen möchte, in welchen Kontexten sie zur Sprache und Aufführung kommen. Welche Relevanz und Rolle kommt Lecture Performances in der bildenden Kunst zu? Wie werden Ideen zur Produktion und Vermittlung von Wissen und Evidenz in Lecture Performances verhandelt, wie rhetorische Mittel eingesetzt? Lecture Performances lassen sich so nicht nur als Spielart der bildenden Kunst beschreiben, sondern verhandeln die Beziehungen zwischen Kunst und Wissenschaft bzw. Lehre neu und zeigen Schnittstellen zwischen den verschiedenen Disziplinen auf.
Prof. Dr. Christia
Betreuer:
Christian Janecke