Claus Richter
In den Regalen und auf dem Boden finden sich Masken und Karnevalsschminke, Seifenblasenflüssigkeit, Keilrahmen, für den Transport verpackte Kunstwerke, Acryl- und Sprühfarben, Werkzeug und eine Spielzeugratte. Das Kölner Atelier des Künstlers Claus Richter wirkt lebendig. Er teilt die Räume mit der Künstlerin Cosima von Bonin. Gerade bereitet Richter einen Auftritt auf der Kunstmesse Frieze London vor. Mit der Autorin Sybille Berg hat er dafür das Puppentheaterstück »Wonderland Avenue« entwickelt. Nun baut er eine Bühne, Figuren und sogar sprechende Roboter. Außerdem stehen Ausstellungen in Rolandseck und Wien an. Im Frühjahr 2016 widmete das Frankfurter Atelierhaus „basis“ Claus Richter eine große Überblicksschau.
Studiert hat Richter 1994 bis 2003 an der HfG Offenbach. »Ich wollte immer Künstler werden«, sagt er. Seine Entscheidung für die HfG traf er bewusst: „Ich fand es toll, dass es dort nicht so abgeklärt war.“ Richters Schwerpunkte lagen in den Bereichen Bildhauerei und Experimentelle Raumkonzepte. Wichtig war für ihn aber auch das Theorieangebot, beispielsweise Wahrnehmungstheorie oder Sprache und Ästhetik. Bis heute ist Claus Richter als Autor aktiv. Er schreibt unter anderem für Kunstmagazine wie Monopol, Frieze und Texte zur Kunst.
Zu seiner künstlerischen Verortung sagt Richter: »Ich arbeite über Fluchtwelten.« Seit langem beschäftigt er sich mit Puppenspiel, Spielzeug und Kunsthandwerk der Jahrhundertwende und mit Künstler_innen, die Spielzeug entworfen haben. „Ich bin mit einem Fuß in Science-Fiction drin, mit einem Fuß im Jahr 1900“, erzählt er. Seine Bilder und Installationen sind zugänglich, zuweilen unterhaltsam, aber nie eindimensional oder oberflächlich. Immer lauern hinter dem Idyll Abgründe. Man könnte Richter als einen aufgeklärten Nostalgiker bezeichnen, der um den unwiederbringlichen Verlust der kindlichen Naivität weiß.
Sein Studium an der HfG nutzte Claus Richter vor allem, »um Leute kennenzulernen und Freunde zu finden«. Wichtig sei es gewesen, Strukturen zu lernen. Richter hat während der Studienzeit viele Ausstellungen in der damals blühenden Off-Kunstszene Offenbachs und Frankfurts mitgemacht. Als AStA-Vorsitzender war er aber auch in der Hochschulpolitik aktiv. »Wir Studierenden haben 1997 den Rundgang erfunden, quasi erzwungen«, erinnert er sich. Eine Sache ist ihm noch wichtig. »Man durfte an der HfG trödeln, es gab ein Hippie-Feeling«, erzählt er. »Das muss so bleiben!«