Dr. (des.) Deborah Enzmann
Doppelpunkt, Bindestrich, Klammer Eine zeichen- und kulturtheoretische Untersuchung
Fachbereich Kunst
Sie heulen, lachen, zwinkern, strecken die Zunge raus oder rollen mit den Augen. Emojis, die bunten Zeichen, entstanden in den 90er Jahren in Japan, sind allgegenwärtig. Ihre Nutzung gehört mittlerweile zur täglichen Kommunikation und sie sind ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des kommunikativen Zeichenrepertoires von Millionen Menschen.
Gesellschaftlich etabliert haben sich die Zeichen aus der Computer-vermittelten-Kommunikation (CvK) mit dem Aufkommen und der Ausbreitung des Chats. Das Begehren nach grapholistischen, das standardsprachliche Zeichensystems ergänzenden Mitteln zur Kompensation fehlender parasprachlicher und nonverbaler Ausdrucksmittel in der Schriftlichkeit entstand nicht erst mit dem Aufkommen der CvK. Ansätze, die versuchen solche Mängel zu kompensieren, reichen von Symbolen für Ironie, Empörung oder zur Kennzeichnung einer rhetorischen Frage bis zu Systemen, die es einem Autoren ermöglichen, Empfindungen auszudrücken.
Auch ikonisch motivierte Zeichenkonstellationen aus Satzzeichen wurden schon weit vor der CvK entwickelt. Erst das Aufkommen von digitalen Kommunikationssystemen und der Einsatz von ASCII-Zeichen verhalf den Emoticons zu ihrem Durchbruch. Von dem um 90 Grad gedrehten Gesichtsausdruck, der Missverständnisse vermeiden sollte, entwickelte sich eine bunte, vielfältige Zeichenwelt, die mittlerweile weitaus mehr ist als ein Ersatz für jene fehlenden parasprachlichen und nonverbalen Ausdrucksmittel in der Schriftlichkeit. Die Funktionen von CvK-Zeichen und ihre Verwendungsweise sollen der formalen Entwicklung der Zeichen gegenübergestellt und im Hinblick auf ihre historische Entwicklung analysiert werden. Geplant ist eine mehrdimensionale Auseinandersetzung aus zeichentheoretischer, grafischer, historischer und kultureller Sicht auf die Entwicklung von CvK-Zeichen.
Betreuende:
Prof. Dr. Marc Ries
Prof. Klaus Hesse