Hi-ReS! – Alexandra Jugovic & Florian Schmitt
Wir treffen uns in Shoreditch, einem beliebten, jungen Bezirk im Londoner Osten. Der Ausblick reicht über die Dächer bis zu den Hochhäusern der City. Seit 1999 leben die HfG-Absolventen Alexandra Jugović und Florian Schmitt in London. Als sie in die Stadt kamen, sei Shoreditch noch »richtig rough« gewesen, erzählt Jugović. Vor ihrem Umzug arbeiteten sie bei der Frankfurter Filmproduktionsfirma INmotion. Schmitt kümmerte sich dort um 3D-Grafik und Film, Jugović war Art Direktorin des firmeneigenen Plattenlabels.
Eines ihrer ersten digitalen Projekte, die Website soulbath.com, schufen Jugović und Schmitt noch mit einer Testversion der Flash-Software.
2000, inmitten des DotCom-Crashs, eröffneten sie darauf aufbauend eine Web-Ausstellung von Bannern. Der Anspruch dieser Banner sei es nicht gewesen, dem Konsum zu frönen, sondern die Pixel zu nutzen, um Ideen oder einfach Schönheit zu verkaufen, sagt Florian Schmitt. Nachdem unerwartet die New York Times darüber berichtet hatte, meldete sich, ebenso unerwartet, der Kult-Regisseur Darren Aronofsky. Er beauftragte Jugović und Schmitt mit einer Website für seinen Film „Requiem for a Dream“ – ihr erstes kommerzielles Projekt. Es entstand ein interaktives, non-lineares Narrative, das man aus der Sicht verschiedener Filmcharaktere immer wieder neu erfahren konnte. »Damit hat Hi-ReS! wirklich begonnen“, sagt Jugović.«
Hi-ReS! wuchs und hatte zwischenzeitlich Dependancen in Hamburg, New York und Berlin. 2008 verkauften Jugović und Schmitt ihre Agentur an die SYZYGY Group, blieben aber noch an Bord. Schmitt ist bis heute Chief Creative Officer der Agenturgruppe. Doch aus dem täglichen Agenturgeschäft bei Hi-ReS! haben sie sich inzwischen zurückgezogen: »Wir haben immer versucht, neue Wege zu gehen, um uns nicht zu wiederholen.«
Schmitt leitet derzeit ein Innovations-Lab, dessen erstes Projekt ein Karten-Set ist, das mittels einer Mischung von Design Thinking und Positive Psychology Designer_innen bei der Umsetzung ihrer Projekte helfen soll. »Wir arbeiten außerdem daran, die Reisebranche zu evolutionieren, entwickeln ein neues Finanzprodukt und ein Museumsprojekt«, erzählt er. »Wie können wir bedeutungsvolle Produkte schaffen, statt mit Marketingkampagnen einfach zum Noise beizutragen?«, dieser Leitfrage folgt Jugović bei der Arbeit an Internet-Projekten.
Technologien sehen die beiden als »Teil ihrer Toolbox«, jedoch selten als den Auslöser für Ideen. In ihren Projekten kommen Film und Musik, Grafikdesign und Animation zum Einsatz, um ein »Narrative zu schaffen«.
Den sinnvollen Umgang mit Technologie lernten sie vor allem an der HfG Offenbach. Jugović studierte im Fachbereich Kunst (vormals Visuelle Kommunikation), Schmitt im Fachbereich Design (vormals Produktgestaltung) und schon in Offenbach arbeiteten die beiden interdisziplinär. »Für uns war die HfG oft wie ein Spielplatz«.