Meri Zirkelbach

Materialspekulation – Zusammenspiel von Materialtradition und materialorientierter Gestaltung

Fachbereich Design

Die Dissertation untersucht die Bedeutung der Materialspekulation im Kontext der Materialentwicklung und hebt deren Potenzial hervor, erweiterte Ansätze der Materialgestaltung über verschiedene Disziplinen hinweg zu eröffnen. Zentrales Anliegen der Arbeit ist, die gegenwärtig nur wenig berücksichtigte historische Materialwissen bei der Materialentwicklung verstärkt Geltung zu verschaffen, da dieses ein breites Spektrum an Möglichkeiten bietet. Die Dissertation zeigt, dass ein materialspekulativer Ansatz und der Einbezug von Materialtraditionen, wie sie in dieser Arbeit definiert und differenziert betrachtet werden, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft in der Materialentwicklung schlagen können. Die vorliegende Forschung schließt eine Lücke, indem sie den Begriff der Materialtradition weiterentwickelt und gezielt in die Gestaltung einbindet. Sie rückt damit den Wert der Materialhistorie in den Mittelpunkt, einschließlich handwerklich-technischer und künstlerischer Aspekte, sowie das Potenzial von historischen Schadensphänomene auf die Materialgestaltung. Die Untersuchung geht der Frage nach, in welcher Traditionslinie die Materialspekulation verankert ist. Dabei wird besonderes Augenmerk auf den Umgang verschiedener Disziplinen mit Material, die zeitliche Dimension sowie den Mehrwert durch die Kombination unterschiedlicher Expertisen gelegt. Die Grundannahme ist, dass Materialtraditionen als Basis für zukünftige Materialentwicklungen dienen können. Entsprechend dem Research through Design-Ansatz wird exemplarisch mit Zellulose Nanofibrillen (CNF) eine praktische Materialexploration durchgeführt, die den theoretischen Rahmen bestätigt. Methodisch kombiniert die Dissertation einen theoriegeleiteten Diskurs mit gestalterischer, prozessbasierter Forschung. Eine eigens entwickelte zeitliche Visualisierung ermöglicht eine vertiefte Betrachtung, indem es Theorie und Praxis in einen wechselseitigen Zusammenhang stellt. Der Beitrag der Dissertation besteht in der Neubewertung des Spekulationsbegriffs mit dem Ziel, das Verständnis von Design zu erweitern und eine Neuausrichtung anzustoßen. Dabei bildet die Untersuchung des historischen Wandels und die fortschreitende Neubewertung des Spekulationskonzepts in den Naturwissenschaften des 19. und 20. Jahrhunderts, ebenso wie die differenzierte Betrachtung von unterschiedlichem hybridem Expertenwissen in der Materialforschung, die Grundlage für den strukturellen Rahmen der Arbeit. Es wird aufgezeigt, welche Rolle Material in unterschiedlichen Fachrichtungen spielt, wobei der Wert des Wissensaustauschs sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht betont wird. 

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass ein vertieftes Verständnis bisher ungenutzter Materialtraditionen nicht nur neue Designansätze ermöglicht, sondern auch wertvolle Impulse für Entwicklungen in naturwissenschaftlichen Bereichen liefert, was zudem die interdisziplinäre Zusammenarbeit stärkt.

Betreuende:
​Prof. Dr. Markus Holzbach
​Dr. Thomas Geiger

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