Michaela Filla-Raquin
bilderSTURM Kunst und Revolte an der Goethe-Universität Frankfurt in den langen 60erJahren
Fachbereich Kunst
Das Promotionsprojekt untersucht die Herausbildung einer kritischen studentischen Kultur an der Goethe-Universität Frankfurt in den langen 60er Jahren mit besonderem Fokus auf künstlerische Praktiken, Medienformen und Formen studentischer Selbstorganisation. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit dem Diskus, einer politisch-kulturellen studentischen Zeitschrift, deren Entwicklung exemplarisch für eine neue Form kritischer Öffentlichkeit steht. Diese wird eingebettet in die breitere kulturelle Dynamik an der Universität, in der Initiativen wie die neue bühne, das Filmstudio oder die Studiogalerie Räume für ästhetische Praxis, gesellschaftliche Reflexion und studentische Mitgestaltung eröffneten. Die These lautet, dass in diesen Projekten nicht nur ästhetische, sondern auch epistemische und politische Möglichkeitsräume entstanden, in denen neue Formen von Öffentlichkeit, Kritik und Artikulation erprobt wurden – und die so die intellektuelle Vorarbeit für die Revolte von 1968 leisteten.
Der praktische Teil der Dissertation bestand in der Konzeption und Umsetzung der Ausstellung Kunst der Revolte // Revolte der Kunst (Frankfurt 2018), die 50 Jahre nach ’68 die Wechselwirkungen zwischen künstlerischer Praxis und politischem Aktivismus am Beispiel der Frankfurter Szene untersuchte. Im Fokus standen künstlerische und emanzipatorische Initiativen vor und nach 1968, insbesondere solche, die feministische, dekoloniale oder experimentelle Perspektiven einbrachten. Neben Positionen aus den 1960er Jahren (u.a. Abisag Tüllmann, Inge Werth, Claudia von Alemann, Bazon Brock, Thomas Bayrle, Barbara Klemm, Alexander Kluge, Harun Farocki) wurden auch aktuelle künstlerische Arbeiten (u.a. Jonas Englert, Anna McCarthy, Frauke Zabel, Frankfurter Hauptschule, Realism Working Group, Holger Wüst) präsentiert, die an die emanzipatorischen Konzepte der Revolte anknüpfen und diese vor dem Hintergrund gegenwärtiger gesellschaftlicher Herausforderungen weiterdenken. Ausstellung und begleitendes Symposium wurden 2019 im gleichnamigen Buch dokumentiert.
Betreuende:
Prof. Dr. Christian Janecke
Prof. Heiner Blum