Anna-Lena Moeckl

Hautnah. Die Körperoberfläche als interaktive Schnittstelle für medizinische Anwendungen – eine designwissenschaftliche Untersuchung

Fachbereich Design

Was geschieht, wenn Produkte mit der Haut und dem menschlichen Körper (scheinbar) verschmelzen und welcher Einfluss kommt hierbei der Gestaltung zu? Das Promotionsvorhaben untersucht Interaktionen mit der menschlichen Haut und diesbezüglich eine Kommunikation mit dem Körper und dem unsichtbaren Körperinneren. Im Spannungsfeld von Design, Körper und Technologie werden im gesundheitlichen und medizinischen Healthcare-Bereich körpernah getragene Produkte betrachtet, die auf den menschlichen Körper und dessen Funktionen reagieren bzw. mit ihm interagieren.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf der menschlichen Haut, die sich zwischen Körperinnerem und Körperäußerem befindet und anhand ihrer Funktionen als vermittelnde Membran für den Körper dient. Mit der Eingrenzung auf nicht- oder minimal-invasive medizintechnische Produkte und Systeme werden jene betrachtet, die für eine (alltägliche) Heimanwendung wie auch für eine Anwendung im ärztlichen oder klinischen Kontext zu diagnostischen, therapeutischen oder präventiven Zwecken angedacht sind.

Die menschliche Haut kommuniziert schon immer mit dem Körperäußeren auf unterschiedlichen Ebenen – jedoch ist dies für uns Menschen nicht immer direkt wahrnehmbar. Gestaltung schafft mit Hilfe von Technologie Zugang zu sonst »verborgenen« Informationen und ermöglicht eine erfahrbare Verbindung zum körperinneren System. Sie bewirkt, dass diese Informationen über körperinnere Prozesse für den Menschen in seinem Alltag nutzbar werden und eine wechselseitige Interaktion mit dem Körperinneren zulassen. Durch die Haut als vermittelnde Membran entsteht eine Kommunikation zwischen »innen« und »außen«: Unsichtbares wird sichtbar und Sichtbares wird unsichtbar.

In den Produkten, die mit der Haut interagieren und dadurch eine Verbindung mit dem Körper eingehen, findet einerseits eine Erweiterung des Körpers statt und andererseits »verschmelzen« Mensch und Objekt miteinander. Diese verschmelzende Gestaltung lässt neue (in einer erweiterten Form als bisher) Interaktionen mit der Haut zu und birgt Gestaltungsaufgaben. 

Welcher Einfluss kommt hierbei der Gestaltung zu, wenn für medizinische Anwendungen haut-transzendierende Interaktionen genutzt werden und wie geht die Gestaltung mit diesen Interaktionen um? Wie verändert Gestaltung durch eine stärkere Integration in das Leben und den Alltag der Nutzenden nicht nur medizinische Funktionen und psychologische Aspekte, sondern auch das Körperempfinden, das Verhältnis zum Körper und den Blick auf das Selbst? Wie wirken sich die Mensch-Objekt-Beziehungen dieser neuartigen medizinischen Anwendungen in der Vernetzung mit weiteren Systemen und im Austausch mit verschiedenen Stakeholdern aus? Und was sind mögliche Hindernisse, kritische Aspekte oder Grenzen?

Anhand der Untersuchung über die Gestaltung funktionaler Tattoos wird der Frage nachgegangen, wie eine direkte Visualisierung auf der Haut nicht nur ästhetisch, sondern zugleich funktional als interaktive Schnittstelle für medizinische Produkte und (vernetzte) Systeme dienen kann. Die Gestaltung dieser Mensch-Haut-Objekt-Interaktionen birgt neue, bislang in diesem Ausmaß nicht vorhandene Möglichkeiten für Diagnostik, Therapie und Prävention und wird im beschriebenen Phänomenbereich designwissenschaftlich untersucht und reflektiert.​​​

www.anna-lenamoeckl.de 
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​Betreuende:

Prof. Dr. Martin Gessmann
​Prof. Peter Eckart

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