Stefan Karp
»Attraktivität definiere ich über Nützlichkeit.« Stefan Karp hat eine genaue Vorstellung davon, was Gestaltung leisten soll. 1999 gründete er in Frankfurt das Designbüro ma ma Interactive System Design mit Schwerpunkten in der Konzeption und der Gestaltung digitaler interaktiver Produkte und Systeme. »Die Synergie zwischen Hardware und Software und dem Verhalten von Dingen ist unsere Domäne«, erläutert Karp. So entwickelte ma ma kürzlich für das Darmstädter Chemie- und Pharmaunternehmen Merck Anwendungsszenarien für flexible Flüssigkristall-Displays aus Plastik. Karp schlug ihren Einsatz als digitale Displays im öffentlichen Raum vor.
Auch im Bereich Digital Fashion experimentierte Karp und zeigte beispielsweise eine mögliche Verwendung flexibler LC-Displays für Taschen im High-Fashion-Bereich.
Ins Zentrum des Designprozesses stellt ma ma die User Experience und die Methoden des User Centered Design. Das Büro legt Wert auf direkte Kommunikation mit den Kund_innen und den Nutzer_innen. Empathie sei dabei wichtig, sagt Stefan Karp. So wurden für die Entwicklung einer Steuerung für die Gebäudeautomation für das Frankfurter Industrieunternehmen Samson, mit dem sich beispielsweise größere Heizungsanlagen in Wohn-, Büro- und Industriegebäuden steuern lassen, zunächst Feldstudien Interviews und Workshops mit den Nutzer_innen durchgeführt.
»Wir haben zusammen überlegt, welche Funktionen man benötigt und aktualisieren kann, aber auch welche entfernt werden können.« Oft gehe es außerdem darum, firmeninterne Routinen zu durchbrechen und den Blick auf die Blind Spots zu richten. Beratung ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von ma ma. Für einen taiwanesischen Displayhersteller, der in die Entwicklung von Produkten einsteigen möchte, führte Karp ein Seminar zum Design Thinking und zur Designmethodik durch.
Die Beschäftigung mit User Experience und Interaction Design geht auf Stefan Karps Studium an der HfG Offenbach zurück. 1994 entwarf er zusammen mit Kommiliton_innen ein Mediencenter für die Firma Blaupunkt. »Das war der Vorfahr des Smart TV«, sagt Karp. Ebenfalls mit Kommiliton_innen entwickelte er weitere interaktive Projekte, wie zum Beispiel einen Ticketautomaten. Gefördert wurde die studentische Gruppe vom Professor für Designmethodologie und -theorie sowie Strategisches Design am Fachbereich Design (damals: Produktgestaltung). Dieser habe es ermöglicht, dass damals noch neue Feld Interaction Design zu untersuchen, sagt Karp. »Heute ist das ein Bereich, der in alle Lebens- und Arbeitsbereiche eingedrungen ist.« An der HfG schätzte Karp vor allem die Offenheit der Strukturen. So habe man Tag und Nacht eigenständig in den Werkstätten arbeiten können.