Collective Notes: Klang, Rhythmus und die politische Sprache von Menschen und nicht-menschlichen Entitäten (Maria Thrän & Samuel Hertz)

Gastvortrag von und Workshop mit Maria Thrän und Samuel Hertz
Studierende der HfG, HFMDK, Städelschule und Kunsthochschule in Kassel sind im Rahmen des Kooperationsprojektes »Digitale Perspektiven in der Kunst« herzlich willkommen
Klang ist ein kraftvolles Medium, das Grenzen überschreitet – zwischen Spezies, Disziplinen und gesellschaftlichen Konstrukten. Er kann Stimmen verstärken, Erinnerungen archivieren, Stille unterbrechen und Räume transformieren. In diesem zweitägigen Workshop laden wir euch ein, Klang nicht nur als künstlerisches Material, sondern als politische Kraft, als ökologischen Indikator und als Werkzeug für interdisziplinären Dialog zu erforschen.
Der Workshop ist ein kollaboratives Projekt, das Rhythmus, Erinnerung und Umwelt miteinander verknüpft. Wir verstehen Rhythmus nicht nur als kompositorische Struktur, sondern als ein relationales System – eine Art, Bedeutung zu erzeugen und Wahrnehmung zu gestalten, zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Welten.
Anstatt ein finales Kunstwerk zu produzieren, liegt der Fokus dieses Workshops auf dem kollektiven Prozess: Wir denken gemeinsam, entwickeln klangliche Prototypen und reflektieren darüber, wie Technologien (Arduino, Solenoide, Reaper/DAWs, Max/MSP) nicht nur Klang formen, sondern auch die Bedingungen beeinflussen, unter denen er entsteht und gehört wird. Ziel ist es, eine kritische, konzeptuelle und verkörperte Auseinandersetzung mit Klang im Raum zu fördern.
Zentral ist dabei der Begriff des Kontexts – wie Klang mit Raum, Distanz und Schichtung sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich interagiert. Die Teilnehmenden arbeiten praktisch mit Klang und legen dabei einen besonderen Fokus auf räumlichen Klang in mehrkanaligen Setups. Der Workshop ist um zwei Hauptansätze herum strukturiert:
Mechanische Rhythmen: Erzeugung von rhythmischem, physischem Klang durch Solenoide und Arduino-gesteuerte Materialinteraktion
Aufgezeichnete Klänge: Arbeit mit Field Recordings oder Archivmaterial zur Erkundung von Rhythmus, Erinnerung und Bedeutung
Im Verlauf stellen wir folgende Fragen:
Was wird verstärkt – und was bleibt unhörbar?
Wie strukturieren Rhythmus und Räumlichkeit unsere Erfahrung von Macht, Erinnerung und Widerstand?
Was können uns nicht-menschliche Muster – sei es klanglich, elektromagnetisch oder rhythmisch – über Kommunikation und Koexistenz lehren?
Dies ist ein praxisorientierter, konzeptuell fundierter Workshop. Wir stellen zugänglichen Quellcode, Klangbeispiele und individuelle Unterstützung bereit.
Es sind keine Vorkenntnisse in Klangkunst oder Technologie erforderlich – nur Neugier aufs Zuhören, Gestalten und Reflektieren. Besonders willkommen sind Studierende und Interessierte aus unterschiedlichen Disziplinen – alle, die Klang als Werkzeug zur Gestaltung von Raum und Denken begreifen wollen. Gemeinsam schaffen wir ein Umfeld für geteilte Experimente, in dem Zuhören zu einem Akt der Beziehung, Vorstellungskraft und Transformation wird.
Gastvortrag
7. Mai 2025, 14 Uhr
Workshop
8.+9. Mai 2025, 10:30 Uhr bis open End
Westflügel Raum D101 (E-Medien)
Collective Notes
Samuel Hertz und Maria Thrän bilden gemeinsam seit 2021 das Künstler_innenkollektiv »Collective Notes«. Ihre interdisziplinäre Zusammenarbeit verbindet Klangkunst, Forschung und ökologische Perspektiven.
Samuel Hertz (Berlin/London), Komponist und Researcher, promoviert am Centre for GeoHumanities der Royal Holloway University of London zu bioakustischen und sensorisch-ökologischen Anwendungen von Klang sowie zu dekolonialen Ansätzen in der Klangdatenanalyse. Seine Arbeiten umfassen elektronische Musik, interstellare Radiotransmissionen, Tiefseesendungen und Doom-Metal-Konzerte.
HfG-Alumna Maria Thrän (Berlin/Seattle), interdisziplinäre_r Künstler_in und Researcher promoviert und unterrichtet digitale Soundsynthese und Mechatronic im Fachbereich DXARTS der University of Washington in Seattle/US. Maria arbeitet installativ und performative mit analogen und digitalen Klangtechniken, Field Recordings, Stimme, Video und skulpturalen Instrumenten und elektromagnetischen Antennen.
Gemeinsam erforschen sie insbesondere die Verbindung von Rhythmus, Erinnerung und Umweltkrisen sowie die kritische Frage »Who and What gets amplified?«. Ihre erste gemeinsame Ausstellung »Collective Notes« (2023, Projektraum Neun Kelche, Berlin) präsentierte ein partizipatives Klangarchiv, das ökologische Verantwortung und kollektive Erinnerung miteinander verband.