13 May until 3 September 2022

Jonas Fahrenberger: Glücksschwein

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Ausstellung von HfG-Student Jonas Fahrenberger

Die Arbeiten der Ausstellung »Glücksschwein« verhandeln Sehnsüchte, Glücksversprechen und schließlich auch das Scheitern. Ausgangspunkt dabei ist eine Arbeit, die 2019 entstand und ein vergrößerter Transferdruck eines Rubbelloses mit selbigen Namen ist.

Das Motiv der Rubellose taucht seitdem immer wieder in meinen Arbeiten auf. Sie stehen exemplarisch für den Versuch, mit einfachen Mitteln schnelles Geld zu machen. Dass der Versuch, mit dem Restgeld am Kiosk den Abend zu retten, meistens zum Scheitern verurteilt ist, spielt hierbei für mich ebenso eine Rolle wie die Farbcodes und Motivwelten, mit denen man hierfür geködert wird. Knallig bunte Farben, lustige Motive und vielversprechende Titel stehen hier der staatlich festgelegten Ausschüttungsquote gegenüber (»Und wenn ich ehrlich bin, habe ich auch noch nie etwas gewonnen.«)

Doch was, wenn das Rubellos nicht nur den Abend retten, sondern einen Ausweg aus einer finanziell prekären Situation ermöglichen soll? Gerade in meiner Wahl-Heimatstadt Offenbach, die zu den ärmsten in Hessen gehört, wird im Kontrast zu den Wolkenkratzern am Horizont schnell deutlich, dass nicht alles Spiel und Spaß ist. In den sich stapelnden Haufen von Rubbellosen vor den Kiosken materialisieren sich die unerfüllten Träume dieser Stadt, zerknüllt und weggeworfen wie kaputte Möbel oder Müll und fast so häufig anzutreffen wie Eckkneipen und verwaiste Einkaufswägen, kaputte Werbeschilder und Prospekte, die aus ungeleerten Briefkästen ragen. Im alten Spiel aus Überangebot und Nachfrage gewinnt letztendlich wieder keiner, und so verblassen die Erinnerungen an das Versprochene noch schneller als der Toner, mit dem es gedruckt wurde.

Was die Menschen hier eint, ist der Wunsch nach einem besseren Leben. Ein Leben, in dem sich Geschwister kein Zimmer teilen müssen und das Glücksversprechen des deutschen Eigenheims endlich Erfüllung erfährt. Diejenigen, die das Glück im Eigenheim vermeintlich gefunden haben, leben dort jedoch auch meist nur mit der Angst vor ihrem sozialen Abstieg. Schließlich zeigen sich schon all zu lange Risse in der Fassade bürgerlichen Glücksversprechens. Umso heftiger werden ihre Tritte nach unten gegen die, die sie nicht sein wollen. In Zeiten von sich zuspitzenden Krisen und mangelnden Zukunftsperspektiven wandeln Geister, die längst tot geglaubt waren. In einer Manier von „no future“, die selten so aktuell erschien wie heute, flüchten sich nicht wenige in Selbstauflösung und Ekstase. Die Nacht hat wieder einmal mehr zu bieten als das Alter. Und dass auch, wenn meine Stammwirtin jetzt "trocken" ist.

– Jonas Fahrenberger

Eröffnung

13. Mai 2022, 18–21 Uhr

Öffnungszeiten

nach Vereinbarung / by appointment: muenchen@nagel-draxler.de
Peter Martin: +49 (0)172 8639 182

Galerie Nagel Draxler

Türkenstraße 43
80799 München