morgen wird wie heute

Lea Kulens (HfG-Studentin), Sinah Osner, Franziska Pütz (HfG-Studentin) und Tatiana Vdovenko (HfG-Studentin) in Zusammenarbeit mit Simon Lunkenheimer
Kontinuität hat keine Macht im Reich der Erinnerungen, als Konzept für stete zeitliche Abfolgen und fortlaufende Zusammenhänge kommt ihr dies nicht zu. Wie oft täuschen die Erinnerungen uns, fügen Details hinzu und unterschlagen Tatsachen: Man kann sich nun mal nicht immer auf sie verlassen. Durch Hinweise, Gegenstände oder Gerüche können sie wieder an die Oberfläche gelangen und manchmal schützt der Mantel des Vergessens.
Vier Künstler_innen setzen sich auf unterschiedliche Weisen mit dem Thema des Erinnerns, der Rekonstruktion von fehlenden Erinnerungen oder dessen aktiven Auslöschung auseinander. Alle vier loten die Möglichkeiten des Mediums der Fotografie aus, das für das festhalten des Augenblicks und dessen möglichst getreue Abbildung per se geschaffen wurde. Durch die Jahrzehnte und mit wachsender Zugänglichkeit wurde das Fotografieren zunehmend privatisiert, sodass sich die fotografische Erinnerungsstütze in tonnenschweren Familienalben manifestieren konnte. Heute, im Zeitalter von Social Media, ist Fotografie so präsent wie noch nie und wird weit über künstlerische Sphären hinaus für verschwindende und verschwenderische Produktion von Erinnerungsmaterial genutzt.
Lea Kulens verleiht in ihrer Arbeit »Oskar - bestellt und noch nicht abgeholt« durch den Bau von Lochkameras verlassenen Objekten Leben und verleitet sie dazu, ihre letzte Geschichte zu erzählen. In der Arbeit »Gedanken zur Fülle des Nichts« baut Künstlerin Sinah Osner ein erstaunliches visuelles Netz aus Erinnerungsfragmenten und dokumentiert so mehrdimensional eine Suche, die nie abgeschlossen werden kann. Durch radikalen Umgang mit Bildinhalt und Material durch unwiederbringliches verletzen der Negative gibt Franziska Pütz in »ich mochte euch mal« einen intimen Einblick in Beziehungskonstellationen und Verarbeitungsprozesse. In »Waterlines« von Tatiana Vdovenko werden die Betrachtenden mit Zerstörung und einer dem Chaos innewohnenden Ästhetik konfrontiert. Trotz des fotografischen Eingriffs ist das Ausmaß der Katastrophe spürbar. Simon Lunkenheimer unterstützt als Ästhetik- und Philosophie-Studierender, Musiker und erfahrener Veranstalter (Freund_in, Weingut Lunkenheimer) die Künstler_innen in Konzept, Kuration und Durchführung der Ausstellung »morgen wird wie heute«.
Vernissage & Musik (mit DJ Stelze und Dj Dj)
5. Mai 2023, ab 18 Uhr
Öffnungszeiten
Di–So 14–20 Uhr
Führungen
jeden Tag um 16 Uhr (außer Vernissage und Finissage)
Rathauspavillon Offenbach
