Ausstellung »Herrenlos«

17 years ago
Herrenlos vorn klein 01

(Auszüge aus dem Pressetext):

„Eine Sache, die keinen Eigentümer hat, wird in der Rechtssprache als‚herrenlos’ bezeichnet. Herrenlose Sachen können nicht gestohlen
werden. Jedermann kann sie sich aneignen und damit Eigentum an ihr erwerben. Das Eigentum wird nicht erworben, wenn die Aneignung gesetzlich verboten ist oder wenn durch die Besitzergreifung das Aneignungsrecht eines anderen verletzt wird (§ 958 BGB). Eine bewegliche Sache wird herrenlos, wenn der Eigentümer in der Absicht, auf das Eigentum zu verzichten, den Besitz der Sache aufgibt (§ 959 BGB).

Kommen, staunen und kaufen Sie Kunst, die vielfältigere Interpretationen der Herrenlosigkeit anbietet als das Bürgerliche Gesetzbuch!

Bea Emsbach thematisiert in ihren Zeichnungen Schöpfungsmythen und Künstlichkeit und suggeriert die Machbarkeit neuer Körper. Die Arbeiten aus den Werkreihen ’Haushaut’ und ‚Rollenspiele’ stellen die Frage nach der optionalen Haut, dem optionalem Geschlecht, das man spielerisch-schmerzlich an- und abstreifen kann. In der Reihe ‚Nährkleid’ werden Phantasien von einer nährenden Hülle zwischen Haut und Kleidung freien Lauf gelassen.

Das inhaltliche und formale (Un-) Ordnungsprinzip der Performances von Anya Sheade zeichnet sich durch Widersprüchlichkeit und Unvorhersehbarkeit aus. Deren experimenteller und exploratorischer Charakter lässt sich nicht nur aus der Kunst, sondern auch aus der wissenschaftlichen Methodik und dem Spieltrieb herleiten.

Die Installation von Cornelia Schlothauer‚ dahinter liegt die jungfräuliche Natur’ beschäftigt sich mit der Konsistenz des
verseuchten Bodens und Grundwassers vor Ort. Sie sind das Erbe der
Rüstungsfabrik, die hier zur Zeit des Nationalsozialismus stand und
die unter Einsatz von Zwangsarbeitern für die Eroberungszüge der
Wehrmacht vor allem nach Osteuropa Munition lieferte. Jungfräulich,
herrenlos, mit Begriffen wie diesen wurden in der Zeit der
Kolonialisierungen Territorien bezeichnet, die noch nicht von den
europäischen Eroberern unterworfen worden waren. Aktuell findet sich die zitierte Phrase bei Reiseanbietern, die damit für Expeditionen in die ‚jungfräuliche Natur’ osteuropäischer Länder wie Litauen, Rumänien oder Bulgarien werben.“


kkk, 20.09.07

»Herrenlos«

Ausstellung
Ort: Ausstellungsraum Balken, Rebstöcker Straße 41-53 auf dem ehemaligen Teves-Gelände Frankfurt/Gallusviertel,
Ausstellungseröffnung am 22. September 2007 ab 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 23. September – 21. Oktober 2007
Öffnungszeiten: Dienstag + Donnerstag 18-20 Uhr u.n.V.

Beteiligte Künstlerinnen: Die HfG-Absolventin Bea Emsbach, die HfG-Studierenden Anya Sheade und Cornelia Schlothauer sowie Jurga Sabaliauskiene, Joulia Strauss, Stefanie Trojan, Julia Rein, Christine Weber