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Die Design-Handwerker

50 Jahre | 50 Alumni: Christian Ebert und Mirko Zobel

Wer an der Frankfurter Wittelsbacherallee 137 vorbeiläuft, sollte sich von den großen goldenen »Bäckerei-Konditorei«-Lettern über der Tür nicht täuschen lassen. Gebacken wird dort schon lange nicht mehr. Seit 2012 befindet sich in dem ehemaligen Verkaufsraum mit den Kacheln an der Rückwand das Industrial Design Büro von Christian Ebert und Mirko Zobel. »Manchmal kommen noch Leute herein auf der Suche nach Brötchen«, erklärt Zobel. »Wir haben sogar mal überlegt, daraus ein kleines Geschäft zu machen« ergänzt sein Geschäftspartner lächelnd.

Die Spuren des Backhandwerks passen sehr gut zur Geschäftsphilosophie des Duos, denn die beiden an der Hochschule für Gestaltung Offenbach ausgebildeten Industriedesigner sind auch Handwerker. Beide absolvierten vor dem Studium eine Ausbildung, Ebert als Modellbauer und Zobel als Schreiner. Genau dieser technisch-handwerkliche Hintergrund sei ein Türöffner, so die beiden. »Der Designprozess ist immer ein Ringen um die technisch beste Lösung in der optimalen Gestalt« erklärt Ebert. Und obwohl sie natürlich keine Ingenieure seien, sei der technische Sachverstand, den sie mitbrächten, ein großer Vorteil.

Richtig konkret wird der Handwerksgedanke beim Betreten der Werkstatt, die vom Büro aus durch einen Hinterhof zu erreichen ist. In der ehemaligen Backstube riecht es nach Lack, in den Regalen türmen sich beschriftete Kartons, »Festo« ist oft zu lesen. Auf einem Tisch am hinteren Raumende liegen die Spuren eines aktuellen Auftrags: kleine Gehäuse mit der Aufschrift »Luis«, die an externe Festplatten denken lassen und Rahmen für Monitore. Im Auftrag der Hamburger Firma, die sich auf Sicherheitslösungen für Nutzfahrzeuge spezialisiert hat, designt das Duo die Gehäuse verschiedener Komponenten eines Abbiegeassistenten für LKW. Vom Entwurf des neuen Designs über das CAD-Modelling bis hin zum Prototyping steuern die beiden das Projekt durch.

Studiert haben Ebert und Zobel Anfang der 2000er Jahre hauptsächlich bei Dieter Mankau, dem damaligen Professor für Technische Produkte und Produktsysteme an der HfG. Wirklich viel zu tun miteinander hatten sie während des Studiums nicht. Die Zusammenarbeit entstand erst im Anschluss an das Diplom im Jahr 2007, das Ebert mit einer Brennstoffzelle und Zobel mit einem faltbaren Schaukelpferd absolvierte. Im Rahmen eines drittmittelfinanzierten Forschungsprojekts des von Dieter Mankau geleiteten Instituts für technologieorientierte Designinnovation (ITD) forschten die beiden von 2010 bis 2011 gemeinsam zu pneumatischen Leichtbaustrukturen für Messesysteme. Darauf folgte ein Existenzgründungsantrag und schließlich, 2012, die Gründung des heutigen Designbüros. 

Die Freiheiten während des Studiums hat das Duo zur Marke gemacht. »Wir haben vermieden, uns zu spezialisieren«, erklärt Ebert. Genau diese Offenheit habe das Büro bisher auch einigermaßen solide durch die Corona-Krise gebracht. Ob Messestände, Fahrzeugtechnik oder Außenmöbel: das Portfolio ist breit angelegt. Einige der wegen der Pandemie weggefallenen Aufträge konnten durch virtuelle Messe- und Ausstellungsprojekte zumindest teilweise aufgefangen werden. Hier konnten sich die Designer auf die Fähigkeiten von Constanze Leuchtmann verlassen, die das Team seit Juni 2019 verstärkt. Die Diplomdesignerin hat ebenfalls im Fachbereich Design an der HfG studiert.

Auch eine wichtige, langjährige Geschäftsbeziehung geht auf die HfG zurück: Schon während des Studiums hatte das Team durch Dieter Mankau immer wieder mit der Festo SE und Co. KG zu tun, die langjähriger Entwicklungspartner des ITD war. Bis heute entwickeln Ebert und Zobel gemeinsam mit ihrem ehemaligen Lehrer Dieter Mankau Projekte im Bereich der pneumatischen Bewegungssysteme. Der »BionicSoftArm« oder die »BionicSoftHand« etwa, beides an ihre natürlichen Vorbilder angelehnte Leichtbauroboter, wurden federführend von diesem Team für die Firma Festo realisiert.

Wenn Zobel erklärt, dass »der Dieter« ein Tüftler sei, dann steckt darin großer Respekt vor dem ehemaligen Lehrer. Und zugleich beschreibt er damit auch ihre eigene Freude am Experiment und die romantische Idee von Designer_innen als Erfinder_innen, die die beiden im Arbeitsalltag und in kleinen Nebenprojekten leben. »Als Designer_in braucht man jedenfalls nie Langeweile zu haben«.