Extratrouble - Jack Smith in Frankfurt

12 years ago
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Vortrag Juliane Rebentisch
Der Materialismus von Camp

7. November 2012 / 20 Uhr / Mal Seh'n Kino /
Adlerflychtstraße 6 / Frankfurt

Camp ist ein ebenso schillerndes wie nach wie vor untertheoretisiertes Phänomen. Gewöhnlich grob mit einer an Kitsch grenzenden schwulen Ästhetik assoziiert und abgewertet, entfaltet es sich dem näheren Blick als ein ebenso faszinierender wie hinsichtlich seiner ästhetischen, ethischen und politischen Aspekte höchst komplexer Untersuchungsgegenstand. Sofern das Phänomen überhaupt ernsthaft diskutiert worden ist, hat man es indes zumeist mit dem kritischen Projekt verbunden, im Blick auf die sich in Camp manifestierende Gender Performance die historische Gewordenheit von Geschlechtsidentitäten herauszustellen. Der Vortrag wird eine Perspektive vorschlagen, die das kritische Projekt, Geschichte in dem zu lesen, was sich als Natur installiert, in komplementärer Weise ergänzt: Hier geht es weniger darum, der Dimension von Geschichte in Natur, sondern der Dimension von Natur in Geschichte gewahr zu werden. Die Camp-Ästhetik von Jack Smith bietet dafür reichhaltiges Material. Ins Blickfeld rückt so auch eine ernste, materialistische Seite des Phänomens Camp, die durch seine übliche Theoretisierung in Begriffen von Ironie, Parodie und Ästhetizismus
verstellt wird.

jacksmith.extratrouble.de

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Das Festival ist dem Filmemacher und Künstler Jack Smith (1932-1989) gewidmet. Obwohl zu seiner Zeit unerhört einflussreich – im New York der sechziger und siebziger Jahre war Smith eine zentrale Figur an der Schnittstelle der interessantesten Produktionen und Initiativen aus den Bereichen von Performance, Film, Theater und Musik – ist Jack Smith erst in letzter Zeit wiederentdeckt worden: als ein Künstler, dessen kunst- und kulturhistorische Bedeutung für die US-amerikanische Avantgarde jener Zeit gar nicht überschätzt werden kann und der für die heutigen ästhetischen Praktiken und Diskurse wieder Aktualität besitzt. Im Zentrum des Festivals steht das beeindruckende filmische Werk von Jack Smith. Es wurde in den letzten Jahren aufwändig restauriert, war aber bislang nur an wenigen Orten zu sehen.

Das Motiv des Plakates stammt von dem früheren HfG-Professor für Film/Video, Helmut Herbst. Die Fotoausstellung »Jack Smith in Hamburg, 1983« wird am 22. November 2012 um 17 Uhr in Anwesenheit von Helmut Herbst eröffnet, Einführung Mario Kramer, Kurator (MMK). Ort: Künstlerhaus Mousonturm.

Für die Gestaltung sämtlicher Drucksachen und der Webseite zeichnet HfG-Absolventin Sabine Hartung (yesmate.de) verantwortlich.

Ein Projekt der Initiative Kultur und Homosexualität e.V. in Zusammenarbeit mit der Kinothek Asta Nielsen e.V. und dem Lehrstuhl für Filmwissenschaft der Goethe Universität Frankfurt.

Partner: Künstlerhaus Mousonturm, MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt, Staatliche Hochschule für Bildende Kunst Städelschule Frankfurt am Main, Portikus, Hochschule für Gestaltung Offenbach, Mal Seh‘n Kino e.V., Nitribitt – Frankfurter Ökonomien, Pupille e.V., Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V., Österreichisches Filmmuseum Wien, Universität Basel, Exground Filmfestival Wiesbaden.

Gefördert von: Kulturamt Stadt Frankfurt am Main, Hessische Kulturstiftung, Hessische Filmförderung, Initiative Mahnmal Homosexuellenverfolgung e.V., B3 - Biennale des bewegten Bildes, Hessische Film- und Medienakademie, Freunde und Förderer der Goethe Universität

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