Gibt es Dinge ohne Schatten?

22 years ago
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Eine Installation von Heiner Blum in der Dachauer Altstadt

Vom 20. September bis zum 13. Oktober wird Heiner Blum im Rahmen des städtischen Kunstprojektes `Rat>holen´ in der Dachauer Altstadt zehn großformatige Transparente installieren. Auf den querformatigen, ca. fünf Meter breiten Folien liest der Passant jeweils unterschiedliche Fragen - „Wozu strengen wir uns so an?“ „Leben wir alle in derselben Welt?“ „Warum wachen wir immer wieder auf?“ ...

Es sind schlichte Sätze mit klaren Begriffen. Vertrautes ist darin greifbar. Trotzdem befördern Heiner Blums Texte an einen gedanklichen Ort, an dem es möglich ist, unsere Vorstellungen der Welt zu befragen. Seine Fragen wenden. Sie wenden sich dem Sicht- und Spürbar zu und die wenden sprachliche Allgemeinplätze um. Offenbar wird dabei die performative (prägende?) Fähigkeit der Sprache. Durch sie gewinnen wir die Maxime unseres Verhaltens. In und aus Sprache aber lässt sich zugleich unser Weltbild beobachten und verändern.

Heiner Blums Fragen betreffen unsere alltägliche Lebenswirklichkeit. Ihren adäquaten Platz finden sie im öffentlichen Raum. Sie richten sich, gleich Schildern und Reklametafeln, an Vorübergehende. Aber im Unterschied zu letzteren empfehlen sie keine eindeutigen Handlungen, sondern zielen auf den nach Zusammenhängen fragenden Menschen. Man könnte diese Fragen `religiös´ nennen, wenn es uns gelänge das Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung zu verstehen. Zugleich sind sie in elementarer Weise `poetisch´, weil in ihnen zuvor Getrenntes miteinander in Beziehung gesetzt wird.

Die leichte Geste dieser Arbeit Heiner Blums für Dachau balanciert die historisch mit dem Ort verbundene Schwere. Weiß mit farbigen Buchstaben bedruckt, von vertikalen Streifen gesäumt, schmücken seine Transparente das Stadtbild. Ihre Präsenz veranschaulicht, produktions- wie rezeptionsästhetisch die verwandelnde Fähigkeit der Kunst.

Begleitprogramm
Am Donnerstag, den 19. September 2002 von 16:00 bis 18:00 Uhr steht Heiner Blum am Kunststand im Foyer des Dachauer Rathauses zum Gespräch zur Verfügung.

Eröffnung der Ausstellung Donnerstag, den 19. September 2002 19:30 Uhr
Peter Bürgel (Oberbürgermeister der Stadt Dachau)
Dr. Marietta Schürholz (Projektleitung)

Zur Ausstellung wurde eine limitierte Edition orangefarbener Kapuzenjacken hergestellt, die mit folgendem Text bedruckt sind:
Auf welchem Umweg verfolge ich mich, dass ich mich schließlich verliere? Welche Wand trennt mich von mir unter dem Vorwand, mich zu schützen? Und wie soll ich mich in der Zerrissenheit wiederfinden, aus der ich bestehe?
Preis: 100 €