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Der HfG-Absolvent Dennis Siering hat mit Pyroplastics.org eine Plattform initiiert, die ihren Fokus auf das erst kürzlich entdeckte Phänomen des Pyroplastiks richtet: einer Form der maritimen Plastikverschmutzung, bei der sich eine zunehmende Anzahl von synthetischen Steinen unbemerkt an den Stränden und Küstenregionen dieser Welt ansammeln.

Unter Einbezug von Akteur_innen aus dem künstlerischen Feld sowie von Geistes- und Naturwissenschaftler_innen untersucht die Plattform das Auftreten dieser speziellen Objekte aus einer interdisziplinären Perspektive. Die unterschiedlichen Ebenen des digitalen Archivs machen hierbei einerseits die ästhetischen und materiellen Eigenschaften kenntlich. Weiterhin werden durch die Verknüpfung von visuellen und textlichen Elementen auf assoziative Weise jene historischen, gesellschaftlichen und persönlichen Bedeutungsebenen beleuchtet, die mit dem Phänomen verbunden sind.

Seinen Ursprung findet das Pyroplastik oftmals in Kunststoffarten, welche auf der Verwendung von Rohöl basieren und vor allem für die Produktion von Massenwaren ab Mitte des letzten Jahrhunderts verwendet wurden. Als achtlos entsorgter Abfall waren die Plastikelemente anschließend über Jahrzehnte den Witterungsbedingungen des Ozeans ausgesetzt, wodurch sie allmählich die visuelle Gestalt von natürlichen Steinen angenommen haben. In diesem Sinne lassen sich die Objekte als ursprünglich künstliche Elemente verstehen, die in ihrer weiteren Entwicklung zu einem untrennbaren Bestandteil unserer Natur geworden sind. Sie stehen symptomatisch für die aktuelle Transformation der natürlichen Umwelt durch den Menschen und die vielfältigen Problemkreise der ökologischen Krise.

Neben eingehenden filmischen und fotografischen Studien von ausgewählten Objekten umfasst die Plattform ebenso kartografische Daten zu deren geografischer Verbreitung sowie relevante wissenschaftliche Verortungen und themenspezifische Hintergrundinformationen. Im Rahmen spekulativer Zukunftsszenarien wird zudem der langfristige Einfluss des Pyroplastiks auf betroffene Ökosysteme näher untersucht.

Das Archiv bildet einen Teil des fortlaufenden Projekts »The Shape of Things to Come«, in dem Dennis Siering anhand künstlerischer Versuchsanordnungen den gegenwärtigen Grenzverschiebungen zwischen Mensch und Natur nachspürt.

07.12.21

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