HfG CrossMediaLab in Moskau
Auf Einladung des Kulturministers der russischen Föderation und mit Unterstützung der Wintershall AG wird die virtuelle Rekonstruktion der Mariä-Entschlafenskirche auf dem Wolotowo-Feld bei Nowgorod nach der Premiere in Frankfurt zur Buchmesse 2003 nun erstmalig als interaktive 3D-Stereoprojektion im 16:9 Format auf einem großen Videoscreen in Russland gezeigt.
Parallel zur Ausstellung "Berlin - Moskau / 1950 - 2000" präsentiert das direkt am Kreml gelegene Staatliche Historische Museum [www.shm.ru] die vom CrossMediaLab der HfG entwickelte aufwendige Medieninstallation, für die die gesamte computergesteuerte Bild-, Ton- und Lichttechnik aus Deutschland angeliefert wurde.
Die 1352 erbaute Mariä-Entschlafenskirche liegt auf dem Wolotowo-Feld bei Nowgorod und wurde zwischen 1941-1944 durch Kriegshandlungen von deutschen Truppen zerstört. Parallel zum begonnenen Wiederaufbau zeigt die Ausstellung die virtuelle Rekonstruktion der Kirche und ihrer Wandmalereien von 1363. Die Ausmalung der Mariä-Entschlafenskirche gehörte zu den bedeutendsten Meisterwerken der altrussischen Malerei.
Die Kultusministerien der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland nahmen ab 1999 Verhandlungen auf, um über Drittmittel die Finanzierung zum Wiederaufbau und zur Restaurierung der Mariä-Entschlafenskirche zu ermöglichen.
Mit der Wintershall AG in Kassel konnte ein Partner gefunden werden, der sich seit je stark im Bereich der kulturellen Förderung engagiert. Im Dezember 2002 beauftragte die Wintershall AG die Hochschule für Gestaltung Offenbach, parallel zum realen Wiederaufbau ein virtuelles Modell der Kirche und der Wandmalereien zu erstellen mit dem Ziel, die Kirche und ihre besondere Atmosphäre erlebbar zu machen.
Prof. Bernd Kracke, zuständig für die elektronischen Medien und Gründer des CrossMediaLabs der HfGO, erarbeitete mit den Studenten Sebastian Kreiß und Sascha Langer, das Konzept für ein interaktiv navigierbares, immersives Computermodell der Kirche. Dieses Computermodell wurde erstmalig im Dommuseum als 3D-Stereoprojektion gezeigt und ermöglicht dem Publikum durch die Kirchenräume zu schreiten und den Blick über die dokumentierten Wandmalereien schweifen zu lassen.
Gesteuert wird das virtuelle Szenario von einem speziell entwickelten Interface, das dazu einlädt, entweder frei durch die Kirche zu navigieren oder sich zu vordefinierten Hotspots zu begeben. Diese zeigen Idealansichten wichtiger Wandmalereien und Gebäudeteile und werden von erläuternden Kommentaren ergänzt.
Bis 2002 konnten 1,7 Millionen Malereifragmente geborgen werden. Diese sind entsprechend ihrer Fundlage nummeriert und auf Paletten archiviert. Zur Auswertung und Zusammenfügung der Funde ist eine Restaurierungswerkstatt auf einem aufgelassenen Brauereigelände in Nowgorod ausgebaut worden. Hier sind zurzeit 12 Restauratoren damit befasst, die Wandmalereifragmente zu sortieren und zerstörte Bildszenen zu rekonstruieren. Beispielhaft für diese zeitaufwendige Arbeit sind einige Fragmente in der Ausstellung zu sehen.
Als höchster Repräsentant der Bundesrepublik besuchte im August 2002 Bundespräsident Johannes Rau Wolotowo, um sich von den dort tätigen Fachleuten den Wiederaufbau und die Restaurierung erläutern zu lassen.
pm