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über grabold.de oder via HfG-Bibliothek (bibliothek@hfg-offenbach.de)

Die HfG-Alumna Annika Grabold hat ihre Diplomarbeit unter dem Titel »ich seh' kein Außen« publiziert. Das von Prof. Dr. Juliane Rebentisch (Philosophie und Ästhetik) betreute Theoriediplom wurde beim Rundgang 2022 mit dem mit 1.500 Euro dotierten Theoriepreis der Schleicher-Stiftung ausgezeichnet. In der nun vorliegenden Publikation wird neben dem Theorieteil auch der künstlerische Teil der Diplomarbeit gezeigt. 

Das Büro für Wissenstransfer, das das Studium an der HfG Offenbach mit berufsvorbereitenden Maßnahmen bereichert, hat die Publikation von Annika Grabold als Auseinandersetzung mit dem Berufsbild Künstler_in gefördert. In ihrer künstlerischen, wie theoretischen Arbeit versucht sie in ein Verhältnis zu ihrem Unbehagen zu kommen, dass sich im Laufe ihres Kunststudiums in Bezug auf den Beruf der Künstlerin/des Künstlers entwickelt hat.

In der künstlerischen Auseinandersetzung verhandelt sie in Gesprächen mit neun anderen Künstler_innen an der Schwelle zum Berufseinstieg gemeinsame Fragen nach einem authentischen Leben, Erfolg und Scheitern, Abhängigkeiten und Chancenungleichheit im Kunstbetrieb, sowie der Generierung von Wert und dem Verhältnis von Kunst und Arbeit. Neben diesem Text, der aus collagierten Gesprächsfragmenten besteht, reflektieren neun (Selbst-)Portraits der Gesprächspartner_innen die jeweils eigene Performanz innerhalb ihrer Rolle als Künstler_in.

Im Statement der Diplomkonferenz Kunst zur Verleihung des Theoriepreises hieß es, dass sich Grabold in ihrer Diplomarbeit mit einer für sie am Ende des Kunststudiums existenziell brennenden Frage auseinandergesetzt habe. »Begonnen hat sie das Studium mit dem diffusen Wunsch nach kreativer Selbstverwirklichung und also nach einem authentischen Leben. Doch gerade diese Assoziation der Künstler_innen-Existenz wurde ihr im Laufe des Studiums zunehmend schal. [...]  Was [...], wenn das Genie immer schon ein problematisches, ein irreführendes Modell von Freiheit und Künstlertum gewesen wäre, weil es falsch von der Gesellschaft abstrahiert?« Hier setze Annika Grabold an, um eine ganz andere Idee von Freiheit, einen ganz anderen Begriff von Kunst zu verteidigen: »Die Freiheit der Künstlerin besteht nicht in der ideologischen Behauptung eines 'authentischen' Außenbezirks der Gesellschaft, vielmehr besteht sie in einem reflexiven Verhältnis zur Gesellschaft, von der die Künstlerin ebenso geprägt ist wie jede und jeder andere auch.« In ihrer Diplomarbeit verteidige Annika Grabold nicht nur eine künstlerische Tradition, die sich kritisch mit dem Genie-Mythos auseinandergesetzt habe, weil diese Tradition angesichts einer von einem falsch abstrakten Freiheitsideal beschädigten Gegenwart durchaus emanzipatives Potential birge. Vielmehr plädiere sie auch für einen »Schulterschluss zwischen kritischer künstlerischer Praxis und Sozialkritik«.

06.02.2023