Monitoring

20 years ago
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Michaela Binder
»Logistik«

Monitorinstallation, 2003

„Logistik – dieser Titel legt Assoziationen nahe von Transport und Fracht, von Checklisten und Annahmescheinen; er klingt nach bestellen und liefern, nach Supply Chain Management, Logistik Controlling Systems und Data Warehouse. Logistik ist ein abstrakter Begriff, der komplexe Zusammenhänge bündelt, zueinander in Beziehung setzt und für unseren Wahrnehmungs- und Handlungsspielraum vereinfacht. Zusammenhänge, die uns alltäglich umgeben, von denen wir allerdings nur Ausschnitte wahrnehmen.
Einen dieser Ausschnitte aus einem äußerst komplexen System greift die Videoarbeit „Logistik“ auf und reduziert ihn bis an die Grenzen der Realität. Auf mehreren aneinander gereihten Monitoren ziehen in nahezu endloser Reihung Farbflächen vorüber, durchbrochen nur hin und wieder von ephemeren grafischen Elementen. Auch Bruchstücke von Typographie tauchen auf – immer jedoch entgegen der üblichen Leserichtung – und entziehen sich auf diese Weise der Entzifferung. Erst nach einigen Minuten lassen sich die abstrakten Bilder entschlüsseln und der Realität zuordnen: das Video „Logistik“ zeigt die jeweils rechte Spur stark befahrener Autobahnen mit ihren endlosen Lastwagenreihen. Gefilmt wurde aus einem diese LKW-Schlange überholenden Reisebus. Durch die Präsentation des Videos auf mehreren Monitoren im zeitlichen Versatz erinnert die Installation an ein bewegtes Wandbild. Der Ablauf folgt dabei der Bewegungsrichtung der Lastwagen – und entgegen der Leserichtung. Hinzu kommt eine Tonspur aus dem elektronischen Musiktitel „Souldown“ von Losoul (Peter Kremeier/ Playhouse). Auf dem ersten Monitor laufen Bild und Ton noch synchron zueinander; auf den folgenden Bildschirmen wird der Ton jedoch zum Echo – manchmal taktgenau, manchmal zur Dissonanz verschoben. [...]“
(Auszug aus dem Text von Michaela Binder zur Ausstellung)

Nasan Tur
»Invisible«

Installation, 2004

„Die Ansichten von Hauseingängen und Gebäuden auf den zehn Monitoren, die Nasan Tur in ein unscheinbares Metallregal gestellt hat, lassen sich weder auf einen bestimmten Ort noch auf eine bestimmte Funktion festlegen. Es sind Häuser, Eingänge, Tordurchfahrten und Hinterhöfe, wie man sie in jeder Stadt findet. Auch die Ereignisse, die sich vor diesen Häusern abspielen, unterscheiden sich in nichts von den alltäglichsten Szenen, die in vielen Städten zu jeder Zeit zu beobachten sind. Der Grund, weshalb man sich für diese Gebäude interessieren sollte, lässt sich augenfällig nicht erschließen. Die Beobachtung selbst wird zum Thema, das starr auf die Szene gerichtete Kameraauge. Damit wird die Frage nach dem Grund der Beobachtung zur Frage nach der Berechtigung der Beobachtung. Nicht das Besondere des Ortes, das sich hier offensichtlich nicht zu erkennen gibt, steht unter Beobachtung, sondern die spezifische Sichtweise des Beobachtenden steht im Blickpunkt. Von welcher Perspektive aus scheinen die Orte der Observierung wert ?[...]“
(Auszug aus dem Text von Holger Birkholz zur Ausstellung)


MONITORING befasst sich mit aktuellen raumbezogenen Positionen der Medienkunst. In der Ausstellungshalle Südflügel des KulturBahnhof Kassel werden 16 zeitgenössische künstlerische Arbeiten gezeigt.
Die Medieninstallationen der Ausstellung MONITORING wurden aus über 300 Installationsvorschlägen, die anlässlich des 21. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes eingereicht wurden, ausgewählt. Alle ausgestellten Arbeiten konkurrieren um den mit 2.500 Euro dotierten „Golden Cube“, den Preis für die beste Medieninstallation, der in diesem Jahr von der Marli-Hoppe-Ritter-Kunststiftung gefördert wird.

Die Vernissage findet am 10. November um 19:00 Uhr im Südflügel des KulturBahnhofs statt.

Öffnungszeiten sind ab dem 11. November je von 17:00 bis 22:00 Uhr.

Ausstellung MONITORING
Südflügel
KulturBahnhof Kassel
Bahnhofsplatz 1
34117 Kassel
www.filmladen.de/dokfest

pm