Monostabil

23 years ago
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Vom 15.01. bis 08.02.02 präsentiert die HfG-Studentin Julia Müller im Frankfurter 1822-Forum ihre Klanginstallation "Monostabil".

Eröffnung: Montag, 14. Januar 2002, 19:00 bis 21:00 h
Julia Müller wird anwesend sein. Zur Ausstellung spricht Claus Richter.

1822-Forum, Töngesgasse 40, 60311 Frankfurt/M.

Geöffnet: Montag bis Freitag von 9:30 bis 17:00 h
Eintritt frei


Schöner hören

Die Eingangtür wird leise geöffnet, fällt etwas lauter wieder ins Schloss. Gummisohlen quietschen auf PVC-Boden, leises Stimmengewirr, eine Frau lacht, Weingläser klirren dezent, der Kühlschrank surrt, jemand hustet. Die Heizung gluckert. Sicher, gewohnte Geräusche, beispielsweise bei einer Vernissage, beispielsweise beim Anstoßen auf die Künstlerin, beispielsweise im 1822-Forum der Frankfurter Sparkasse.

Die Künstlerin heißt Julia Müller und studiert an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Geräusche sind ihr Arbeitsmittel. Sie arbeitet mit Klängen, gewohnten Klängen, die jeder schon einmal – mehr oder weniger bewusst – gehört hat. Sie setzt sie an öffentlichen Orten ein, wo sie authentisch klingen, weil sie sich dort tatsächlich befinden. Oder befinden könnten. Denn real sind sie nicht. Oft sind es ein nur ein Tonband und ein kleiner Lautsprecher, die das tönen lassen, was sich im Kopf des Rezipienten sofort zu einem Bild formt. Mit diesen kleinen Eingriffen in das Gewohnte und vielleicht Erwartete versteht es die 24-jährige Frankfurterin, die Leute zu irritieren. Etwas passt nicht, doch wer kann sagen, was? Nicht selten verführt Julia Müller deshalb zu Handlungen, die den gewohnten Denkmustern, nicht aber der Realität entsprechen. Oder würden Sie, das Brodeln eines Wasserkochers vernehmend, nicht sofort in den angrenzenden Raum eilen, um den Geräte-Stecker aus der Steckdose zu ziehen?

Im 1822-Forum zeigt die Künstlerin ab 15. Januar drei Arbeiten, die jedoch keineswegs offensichtlich zur Schau gestellt werden. Der Besucher muss sich selbst zurücknehmen, sehr genau hören, ja, er muss sie fast suchen. Auffallend ist sicher das große Bett in der Mitte des Raums. Doch macht ein Bett Geräusche, verursacht es Klänge? Nein, nicht, wenn es nur so da steht. Man muss es sich gemütlich machen auf dem Kissen, mit Blick auf die Töngesgasse ...

Manche sind den Arbeiten „Quietschen“, „Knarren und Klacken“ und „Verhaltenes Gemurmel“ von Julia Müller vielleicht schon im Museum für Moderne Kunst begegnet. Sie fertigte dafür ein Infoblatt und drei beschriftete Täfelchen an, wie sie im MMK zur Erläuterung und Kennzeichnung der ausgestellten Arbeiten verwendet werden . Unbemerkt, kurz nach Öffnung des Hauses am Morgen, brachte sie sie dort an, wo man das, was auf ihnen bezeichnet ist, hören kann. Die Besucher lesen den Titel des Kunstwerks und werden durch ihn auf das Geräusch aufmerksam, das sie selbst, sich im Museum bewegend, verursachen. Julia Müller machte das Nichts oder das Immer-Präsente zu ihrem künstlerischen Beitrag, den sie dem MMK selbstbewusst als „Geschenk der Künstlerin“ vermachte.

Mit der Ausstellung von Julia Müller eröffnet das 1822-Forum sein diesjähriges Jahresprogramm, das dem Thema „Kunst und Öffentlicher Raum“ gewidmet ist.