Photokina 2010

Photokina
21. bis 26. September 2010
Halle 01.1. Stand V009
Messeplatz 1
50679 Köln
Ausgewählte Studierende des Lehrgebiets Fotografie der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach bei Prof. Martin Liebscher sind unter dem Titel »White Cube vs. QEK Aero« mit täglich wechselnden Einzelpräsentationen auf der Photokina in Köln (21. bis 26. September 2010), der weltgrößten Messe für Fotografie, vertreten. Die Ausstellungen werden in einem kleinen QEK-Aero Wohnwagen aus der ehemaligen DDR von 1986 gezeigt. Der Wohnwagen wird seit Mitte 2009 von Studierenden des Lehrgebiets Fotografie als Labor für fotografische Projekte genutzt: als Camera Obscura, Treffpunkt, Ausstellungsraum, Mensa, rollendes Fotolabor, Reisemobil, Bar, Kino, Projektionsfläche. Erprobt in verschiedenen Ausstellungen als minimales Gebäude und transportabler Ausstellungsraum, wird das rollende Eigenheim nun auf der Photokina als Messestand dienen.
Die Ausstellungen im Wohnwagen
Dienstag, 21. September
Patrick Raddatz
Forst
Leuchtende Bilder, Nebel im Wohnwagen. Im Foto-Wohnwagen inszeniert Patrick Raddatz ein Leuchtbildszenario, das später in einen 4x5" Diafilm umgesetzt wird. Außen ist ein fertiges Leuchtbild aus der Serie mit dem Arbeitstitel »Forst« zu sehen, an der Raddatz derzeit arbeitet.
Mittwoch, 22. September
Karolin Back
How many times. For how long. Why?
Eine Diainstallation aus 80 unterschiedlichen Bildern. Zu sehen sind die Anfänge von Filmstreifen. Dias mit den Nummern 00, 00A, 01. Erste nicht bewusst gemachte Belichtungen auf dem Film. Abstrakte Farbflächen, Verläufe, unscharfe Momente und Abrisse. Bilder, die jeder kennt und die im Begriff sind, aus unseren Sehgewohnheiten zu verschwinden.
Donnerstag, 23. September
Ornella Fieres
IM LICHT
Infrarotfotografie ist das Fotografieren eines unsichtbaren Lichts. Das fotografische Festhalten einer Welt, die für das menschliche Auge unsichtbar ist. Wie die Fotografen der Geisterfotografie des 19. und 20. Jahrhunderts, versuche ich etwas sichtbar zu machen, das wir nicht wahrnehmen können, das aber trotzdem vorhanden ist. Die jungen Frauen auf den Bildern befinden sich im Augenblick des Fotografierens in einer Welt des Unsichtbaren, geben aber in diesem Moment etwas von sich preis. Sie zeigen sich in einem Licht, in dem sie sich weder selbst noch andere sie jemals gesehen haben.
Oliver Dignal
Fotografien von Baustellenverkleidungen, die Baugerüste an Gebäuden verstecken und gleichzeitig durch ihre Bedruckung vortäuschen, dass wir die Originalfassade sehen. Erst auf den zweiten Blick legen Oliver Dignals Bilder bloß, dass es sich hier um temporäre Scheinfassaden, um Retusche im Stadtbild, um ein vermeintliches Verbessern der Realität handelt, dies wird an der Bruchstelle deutlich, wo echtes und falsches zusammen kommen. Seine Arbeiten sind dabei nicht nur mit richtigem Blick wohl komponiert, sondern auch technisch und in der Präsentation souverän. Fast malerisch wirkt sein Ausschnitt, es ist genau getroffen und drängt sich dennoch nicht auf.
Freitag, 24. September
Florian Albrecht-Schoeck
LOST (121 Seiten Fotobuch)
Nicht nur ich selbst fühlte mich verloren, während der zwei Monate, in denen ich mit meiner Kamera und mit meinem Rucksack durch Ostasien reiste. Auch die Eindrücke, die ich sammelte und die Dinge, die ich fotografierte, wirkten verloren. Verloren in einer globalisierten Welt, in der wir – bei allen kulturellen Unterschieden – dennoch die gleichen Sorgen, Wünsche und Hoffnungen hegen.
HEIMAT(121 Seiten Fotobuch)
Vor circa drei Jahren habe ich im damit begonnen, mich mit der Bedeutung des Begriffs Heimat zu beschäftigen. Dafür reiste ich quer durch Deutschland, Polen, Portugal, Belgien, Frankreich. Ich fotografierte ausschließlich analog in Schwarzweiß mit einer Mittelformatkamera. Die Filme entwickle ich in den meisten Fällen direkt auf meinen Reisen unter meinem Schlafsack. Der dadurch entstandene Dreck und die Kratzer auf den Negativen gehören für mich zu den Fotos dazu wie die Motive selbst.
MITTELSCHICHT(127 Seiten Fotobuch)
Eine Arbeit über unser gesellschaftliches Sein!
Samstag, 25. September
Thomas Weyand
In no particular order
Alle Fotodateien, die sich auf meinem Computer befinden, wurden ausbelichtet. Das Format 10x15 cm wurde gewählt, weil es die klassische Größe ist, in der wir, abseits des Kunstkontexts, Fotografien betrachten. Durch die Übersetzung der digitalen Daten irl (in real life) ergeben sich mehrere Ebenen. Einerseits wird klar, dass die schier unglaubliche Menge an Daten, die wir auf unseren Festplatten haben, auch in nicht digitaler Form, eine kaum zu überschauende, sortierbare oder in irgendeiner anderen Form in Reihenfolge zu bringende ist. Auf der anderen Seite kommen Dateien zum Vorschein, die nicht wissentlich – z.B. über den Zwischenspeicher des Internetbrowers – gespeichert wurden. Zusammen mit den selbstaufgenommen Fotos und den bewusst gespeichert Bildern ergibt das eine Einteilung im freudschen Sinne in Es, Ich und Über-Ich. Die Arbeit wurde eigens für eine Ausstellung im Wohnwagen konzipiert, sie macht ihn zu einer begehbaren Festplatte.
Jan Nelles
Dorians Venice
Die Bilderreihe entstand im Herbst 2009 in Venedig. Lange vor dieser Reise hatte ich auf dem Dachboden meiner Großmutter ein Souvenir von einer Venedigreise aus den 30er Jahren entdeckt: eine kleinen Mappe mit Fotografien von Sehenswürdigkeiten und Panoramen Venedigs. Die Mappe war bedruckt mit den Worten »VENEZIA - VERE FOTOGRAFIE« (Venedig - wahre/echte Fotografie).
Auf meinen Streifzügen durch die Venedig besuchte ich die abgebildeten Orte, und versuchte den Standpunkt des Fotografen nachzuvollziehen. Die „wahren Fotografien“ gaben mir Gewissheit darüber, dass genau an dieser Stelle vor mehr als 50 Jahren eine Plattenkamera aufgebaut stand – und ich drückte ebenfalls ab.
Sonntag, 26. September
Florian Albrecht-Schoeck, Malte Sänger, Matthias Lawetzky, Mattis Kuhn, Merlin Flügel, Pascal Breitenbach, Robin Klussmann, Rudi Weißbeck, Urs Daun, Veruschka Bohn
Stage Photography
Die zeitgemäße Fotografie des Rock ’n’ Roll bedeutet nicht, sein Handy auf eine Bühne zu richten, um anschließend mit den mangelhaften Bildern das Internet zu überfluten. Dies bewiesen vom 13. bis 19. Juli 2010 zehn Studierende des Lehrgebiets Fotografie der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach auf dem legendären Burg Herzberg Festival im nordhessischen Alsfeld.
Ohne Berührungsängste und mit großem technischen Können näherten sich die Studierenden Rockgrößen wie Jeff Beck, Roger Chapman, der Space-Rock-Legende Hawkwind oder den Krautrock-Veteranen Nektar bis auf wenige Zentimeter auf der Bühne oder im Backstage-Bereich. Vor oder nach den Shows gab es zusätzliche Inszenierungen mit den Bands in einem mobilen Zeltfotostudio der HfG.
Dabei geriet der Besuch der englischen Post-Punk Kultband New Model Army um den Frontmann Justin Sullivan im Zelt sicherlich zum Höhepunkt des einwöchigen Finales des Kurses »Stage Photography«, der unter Leitung von Clemens Mitscher in diesem Sommersemester erstmals stattfand.