Problematic and practicable doors. Spatialization and theatricality of doors in stage design
Department of Art
Für die Dauer eines Spiels entstehen auf der Theaterbühne imaginäre Orte und Nicht-Orte, die durch die Combined media eines Bühnenbildes dargestellt werden. Die Elemente des Bühnenbildes bilden die visuell und physisch raumbildenden Koordinaten der theatralen Ortsbildung der Szene. Sie dienen und leiten zugleich die schauspielerische Bewegung, die gesprochene Sprache und die Optik der Szene.
Eine besondere Rolle hat die Architektur bei der theatralen Ortsbildung, sie liefert sowohl das reale (Theater-)Gehäuse der Bühne und ist als Raumkunst zugleich einer der Formgeber des bühnenbildlichen Verfahrens. Türen als Cut outs der architektonischen Wand mit ihrer vertrauten, alltäglichen Funktionalität werden vom Publikum auf dem Weg vom Foyer zum Zuschauerraum meist mehrfach durchschritten. Auf der Bühne können die Türen, zwischen Ausstattung und Requisite changierend, dann zu Objekten mit besonderer szenischer Wirkmacht werden. Als „Zeichen vom Zeichen“ (Fischer-Lichte) verweisen sie immer auch auf mögliche Aktionen der Rollenfiguren. Mit ihrer handlungsgebundenen Mechanik werden Türen heute ontologisch als „hybride Objekte“ (Bernhard Siegert, nach Bruno Latour) beschrieben.
Die Tradition von Türen im europäischen Theater ist lang. Die Türfront der provisorischen Skenenbauten der antiken Theater des 5. Jahrhunderts v.u.Z. ermöglichte den Schauspielern einen schnellen Kostümwechsel. In antiken Tragödien- und Komödientexten wurden funktionale Türanlagen bereits gezielt eingesetzt. Parallele Entwicklungen der Stückdramaturgie, der bildlichen Motivik von Bühnenhintergründen, in der sich entwickelnden Bühnen- und Theatertechnik und in den Konventionen des Bühnenraums finden, so die These der Arbeit, in den Türen einen Kristallisationspunkt künstlerischer und ideeller Transformationen.
In der hochgradig kodierten und zeichenhaften Welt der Spielbühne bedarf es für den Auftritt der Schauspieler jedoch keineswegs einer realen Tür. Wird sie dennoch als physisches oder visuell repräsentiertes Objekt im Spiel eingesetzt, entfaltet sie durch ihre Fähigkeit zur Raumbildung, ihre Ikonographie, ihre Metaphorik und ihre Praktikabilität eine besondere szenische und raumbildende Autarkie, die intendiert ist. Charakteristisch ist das den Türen eigene komische Potential, sie scheinen prädestiniert für die „Verfalzung des Mechanischen mit dem Lebendigen“ (Henri Bergson). Hier setzt die Arbeit an und unterzieht die auf der Bühne präsenten Türen einer disziplin – und epochenübergreifenden Lesart.
Betreuende:
Prof. Dr. Christian Janecke