130 km/h

Acht Spaten
Mathias Weinfurter
Die Schnittpunkte der Positionen von Theresa Lawrenz und HfG-Alumnus Mathias Weinfurter bildet die Auseinandersetzung mit dem öffentlich Raum, seinen Grenzen und Materialien, aber auch Veränderungen im Laufe der Geschichte. Beide arbeiten bildhauerisch und bringen in der gemeinsamen Ausstellung ausgewählte Arbeiten, die formale oder inhaltliche Bezüge aufweisen, zusammen.
Beide Künstler_innen verbindet das Studium im Rhein-Main-Gebiet mit seiner hohen Dichte an Kultur, aber auch in Hinblick auf den dichten städtischen Raum und Verkehr. Das Thema Auto und Verkehr ist aktuell Teil vieler politischer Debatten. Wie lässt sich mit dem Auto-Erbe umgehen? Wie wirken die Materialien, Strukturen und Grenzen verschiedener Verkehrssysteme auf den öffentlichen Raum und menschlichen Körper? Diesen und weiteren Fragen gehen die beiden in der Ausstellung nach.
Theresa Lawrenz beschäftigt sich mit den Symbolen und Formen, die sich im Verkehr, bzw. auf der Autobahn und am Auto finden lassen. Auf der Straße gibt es ein Nebeneinander unterschiedlicher Geschwindigkeiten und Perspektiven. In der Bodenarbeit no brainer wird auf den Blick aus dem Auto Bezug genommen und ein Autobahnpfeil in neu gegossene Pflastersteine übersetzt. Theresa Lawrenz interessiert sich für das »Gewöhnliche«, die Formen und Materialien, die dem Alltag entspringen. Das Auto als Teil des Stadtbilds verfügt über viele vertraute Formen: Das Rad, bzw. Radzierkappen, werden von Theresa Lawrenz mit ihren spezifischen Stilen, Rhythmen und Aussparungen aufgegriffen und mit Lenkradformen kombiniert. So entstehen neue Arbeiten, die mit den vertrauten Formen spielen und sie in einen neuen Kontext überführen.
Die Installationen von Mathias Weinfurter für 130 km/h behandeln die historischen Ereignisse im Zusammenhang mit der Errichtung der ersten Reichsautobahn, den heutigen Abschnitt der A5 zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt. Die durch die Nazis inszenierte feierliche Eröffnung dieser Autobahn am 19. Mai 1935 wurde in der Nacht zuvor von der Widerstandsgruppe ISK (Internationaler Sozialistischer Kampfbund) sabotiert. Unter dem Titel »Autobahn-Aktion« zerstörten Aktivist_innen Lautsprecheranlagen und schrieben Anti-Hitler-Parolen auf Fahrbahn und Brücken. Die Autobahn-Aktion ist die erste politische Protestaktion auf einer deutschen Autobahn. In verschiedenen räumlichen Installationen interpretiert Mathias Weinfurter das historische Narrativ, von dem keine visuellen Überlieferungen existieren. Ein modernes Autobahnschild holt die Ereignisse in die Gegenwart und bezieht sich auf zeitgenössische Fragen der Erinnerungskultur und -politik.
Vernissage
7. April 2022, 19 Uhr
Einführung von Vivien C. Kämpf
Kunstverein Bellevue Saal
Wilhelmstraße 32
65183 Wiesbaden