Deleuze (wieder) Sehen

Die Reihe versteht sich als Resonanz jener singulären Beziehung, die die Philosophie von Gilles Deleuze mit dem Kino unterhält – und, in die andere Richtung gedacht, als Spiegelbild der Beziehung von Filmbildern mit den »Bildern des Denkens« von Gilles Deleuze. Wir fragen, welche Filme Deleuze nach seinem Tode in Paris am 4. November 1995 gerne gesehen und über sie nachgedacht hätte, und also wollen wir für jedes seitdem vergangene Jahr einen Film auswählen und mit diesem Deleuze (wieder) sehen. 

Die Theorie des Kinos von Gilles Deleuze ist in den beiden Werken: Kino 1 Das Bewegungsbild (1983/1985) und Kino 2 Das Zeitbild (1985/1991), die mittlerweile zum Kanon der internationalen Filmwissenschaften gehören, grundgelegt. Doch auch aus vielen anderen Texten wurden immer wieder Begriffe und Argumentationen entnommen und in Filmanalysen produktiv gemacht. Etwa die Studie zum Masochismus, die der feministischen Filmtheorie um Gaylyn Studler und »Frauen und Film« als Ausgangspunkt für eine Revision der von Laura Mulvey kritisierten männlichen Schaulust diente, oder das Konzept des »Minoritäten Kinos« (nicht nur) für das außer-europäische Kino. Und selbstverständlich die Kategorie der »Kontrollgesellschaft«, die in zahlreichen zeitgenössischen filmischen Auseinandersetzungen mit der post-nine-eleven-Zeit zur Sprache kommt.    

Mit der Filmreihe und den Vorträgen möchten wir die Aktualität von Gilles Deleuze für das Filmdenken zugleich dokumentieren, befragen und prüfen. Wir lassen uns von der Vermutung leiten, dass Filme selber einem deleuzianischen Impetus folgen, sie also in ihrer Immanenz Gedanken Deleuze´ aufnehmen und zum Ausdruck bringen können. 

Die ausgewählten Filme im Zeitraum 1996 bis 2015, pro Jahr ein Film, werden jeweils als chronologisch verbundene Paare in 10 verschiedenen (zumeist) Programmkinos in Frankfurt und Offenbach an 10 zusammenhängenden Tagen gezeigt. Eine filmtheoretische Analyse einer der beiden Filme wird zwischen den Projektionen stattfinden. Wir schaffen also ungewöhnliche Relationen zwischen Zeiten, Orten/Städten, Filmen und Vortragenden. Die horizontale, »chrono-topologische« Anordnung scheint uns geeignet, Kommentare zurück und nach vorne, angesichts der Filme und mit der Frage nach der Zeitgenossenschaft von Gilles Deleuze für das Kino/die Bilder der Gegenwart, zu wagen.

Konzept

Prof. Dr. Marc Ries, Hochschule für Gestaltung Offenbach/Main, in Kooperation mit Prof. Dr. Vinzenz Hediger, Goethe-Universität Frankfurt/Main und der HfMA

Freitag 6.11 (Eröffnung)
​Lederpalast, Offenbach
Filmjahr: 1996, 1997
18 Uhr: Marc Ries, Vinzenz Hediger, Eröffnung
18:30 Uhr: Überraschungsfilm, Drama (1996)
20:30 Uhr: Petra Löffler, Vortrag zu Der Geschmack der Kirsche​
21:30 Uhr: Der Geschmack der Kirsche​, Abbas Kiarostami (FR/IR 1997)
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Samstag 7.11
Pupille, Frankfurt
Filmjahr: 1998, 1999
18:30 Uhr: Rushmore, Wes Anderson (US 1998)
21 Uhr: Olaf Sanders, Vortrag zu Ghost Dog
22 Uhr: ​Ghost Dog – The Way of the Samurai, Jim Jarmusch (USA 1999)
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Sonntag 8.11
Ladenkino, Offenbach
Filmjahr: 2000, 2001
​18 Uhr: In the Mood for Love, Wong Kar-Wai (FR/HK/TH 2000)
20 Uhr: Judith-Frederike Popp, Vortrag zu In the Mood for Love 
21 Uhr: Donnie Darko, Richard Kelly (US 2001) 
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Montag 9.11
Kinothek Asta Nielsen, Frankfurt
Filmjahr: 2002, 2003
​18 Uhr: Far from Heaven, Todd Haynes (FR/US 2002)
20 Uhr: Heide Schlüpmann, Vortrag zu Far from Heaven
21 Uhr: Film As Subversive Art: Amos Vogel and Cinema 16, Paul Cronin (UK 2003)
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Dienstag 10.11
Kunstverein Frankfurt
Filmjahr: 2004, 2005
18 Uhr: Überraschungsfilm, Comedy / Horror (2004)
20 Uhr: ​Drehli Robnik, Vortrag: Shaun off the Debt: Crowd-Unding, Kontrollmacht, Affektlogik des Nonsense
21 Uhr: Caché, Michael Haneke (AT/DE/FR/IT 2005)​
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Mittwoch 11.11
Mal Seh´n Kino, Frankfurt
Filmjahr: 2006, 2007
18 Uhr: Juventude em marcha, Pedro Costa (CH/FR/PT 2006)
21 Uhr: Michaela Ott, Vortrag zu Juventude em marcha
21:30: Schlafende Hunde, Gunter Deller (DE 2007)
Energie! Thorsten Fleisch (DE 2007)
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Donnerstag 12.11
Hafen 2, Offenbach
Filmjahr: 2008, 2009
18 Uhr: Hunger, Steve McQueen (GB 2008)
20 Uhr: Reinhold Görling, Vortrag zu Hunger
20:45 Uhr: In ihren Augen, Juan José Campanella (AR/ES 2009)
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Freitag 13.11
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt
Filmjahr: 2010, 2011
19 Uhr: Lost (Serienfinale), J.J. Abrams, Damon Lindelof, Feffrey Lieber (US 2010)
21 Uhr: Patricia Pisters, Vortrag zu Lost: The Problem of a Desert Island
22 Uhr: Abendland, Nikolaus Geyrhalter (AT 2011)
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Samstag 14.11
Filmklubb, Offenbach
Filmjahr: 2012, 2013
18 Uhr: Tabu – Eine Geschichte von Liebe und Unschuld, Miguel Gomes  (BR/DE/FR/PT 2012)
20:30 Uhr: Heike Klippel, Vortrag zu Tabu
21:30 Uhr: A Touch of Sin, Zia Zhangke (CN/JP 2013)
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Sonntag 15.11
Filmmuseum Frankfurt
Filmjahr: 2014, 2015
17 Uhr: Boyhood, Richard Linklater (US 2014)
20 Uhr: Chris Tedjasukmana, Vortrag zu ​Boyhood
21 Uhr: Eisenstein in Guanajuato, Peter Greenaway (NL/MX/FI/BE 2015)

Der Eintrittspreis variiert zwischen 5 und 10 Euro pro Abend (zwei Filme und Vortrag).