Lange Nacht der Sozialforschung
Lange Nacht der Sozialforschung: Demokratie und Wahrheit
Die alte Frage nach dem Verhältnis von Wahrheit und Politik ist mit großer Dringlichkeit in die Selbstvergewisserungsdiskurse unserer Gesellschaft zurückgekehrt. Die Unverhohlenheit, mit der seit einiger Zeit aus wahrheitswidrigen Behauptungen politisches Kapital geschlagen wird, geht einher mit anderen Entwicklungen, die Warnungen und Ängste schüren: mit einer Spaltung der Gesellschaft durch Reideologisierung und rücksichtslose Identitätspolitik, einer ungehinderten Verbreitung von Verschwörungsszenarien in den sozialen Medien, dem Erfolg populistischer Narrative, einer entfesselten Rede von Lügenpresse und korruptem politischem Establishment, einer Verrohung der politischen Sprache und kommunikativer Verwahrlosung, mit Versuchen, Meinungen, Presse und Künste in ihrer Freiheit einzuschränken. Haben wir es gegenwärtig mit einer Krise der Wahrheit zu tun? Oder verweist die Analyse des Phänomens von Falschmeldungen und systematischer Fehlinformation eher auf die lange Geschichte einer höchst spannungsreichen Beziehung zwischen Medien, Politik und Wissenschaft, die im Kontext medialer Umwälzungen neue Wendungen nimmt? Und die heftigen Affekte, mit denen sowohl »fake news« in die Öffentlichkeit getragen als auch widerstreitende Meinungen als »fake news« denunziert werden, sind sie nicht vor allem Ausdruck einer gegenseitigen Verfeindlichung von politischen Weltsichten, zwischen denen es kaum noch Berührungspunkte gibt?
Die Vortragsreihe findet im Rahmen der Frankfurter Positionen 2019 statt.
Konzeption, Organisation, Moderation Institut für Sozialforschung (IFS) Frankfurt am Main: Sidonia Blättler, Axel Honneth, Christoph Menke, Almut Poppinga, Juliane Rebentisch (Professorin für Philosophie und Ästhetik an der HfG Offenbach)
1. Februar 2019, 19–24 Uhr
Eintritt frei (durchgehender Einlass)
Museum MMK für moderne Kunst
Domstraße 10
60311 Frankfurt am Main