8 September bis 20. Oktober 2018

Organwanderung jetzt

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Organwanderung jetzt

Professor für Malerei an der HfG

Galerie Nagel Draxler
Elisenstraße 4-6
50667 Köln

Öffnungszeiten

Mittwoch – Freitag 11-18 Uhr

Samstag 11-16 Uhr

http://nagel-draxler.de

Ein Fragment ist ein Puzzleteil, das sein Puzzle nicht mehr braucht. Der Verlust seines ursprünglichen Zusammenhangs ist nach wie vor spürbar und bildet die Grundlage seiner Spannungsmomente.
In der Ausstellung Organwanderung jetzt geht es auch um erweiterte literarische Möglichkeiten. Texte und Bilder tauchen changierend im visualisierenden, illustrativen und imaginativen Sinne auf. Die Wandzeitung als frühe Form des Displays verpflichtet seine möglichen Leser wie Betrachter an einen konkreten Ort. Ansonsten kommen Medien auf verschiedenen Wegen direkt ins Haus, oder zeichnen sich verstärkt durch bedingungslose mobile Verfügbarkeit aus. Die Wandinstallation Organwanderung jetzt vermischt Originale, Ausdrucke und Dokumente zu einer vielteiligen Bedeutungsgemengelage, die auch mit widersprüchlichen abtrünnigen Sprech- und Bildmomenten operiert. Ausgangspunkt ist ein alleinstehender Jemand, der beschließt, sein absehbares Lebensgeschehen täglich mit einer selbst herausgegebenen Zeitung zu begleiten.

Die Leserschaft besteht aus einer einzigen Person, die identisch mit dem Verfasser ist. Hieraus ergeben sich verschiedene Anschlüsse und Implikationen wie dokumentierte, verdichtete Einöde oder auch Beschönigungen absurd verselbstständigter Alltagsroutinen von einem Jemand, der wahlweise Herr Ebenso oder Herr Soeben heißt. Ausgeschlossen, dass er diese Namen jemals hören wird. Diese Art Einzelschicksal ist nicht beispiellos. Es könnte sich um den Künstler dieser Ausstellung handeln oder aber auch um den zehnten Passanten, der Ihnen übermorgen entgegenkommt.

Gunter Reski ist bisher als Maler mit bildlich symbolischen Zuspitzungen und Bedeutungstwists zwischen De- und Reskilling bekannt geworden, der auch als Künstler über Kunst schreibt und Publikationen wie den Malereireader »The Happy Fainting of Painting« mitherausgegeben hat. In seinen Bildern taucht vergleichsweise oft Text als wesentlicher Bildbestandteil auf. Die bisherige duale Bild- und Textmixtur wird in seinen Arbeiten neuerdings zu einem Teil eines zeitungsartigen Ausstellungskonglomerats. Das übergreifende mediale Format einer vermeintlichen Zeitungstruktur ermöglicht ein vielfältiges Spiel zwischen anscheinenden und tatsächlichen Behauptungen innerhalb einer jeweiligen thematischen Bedeutungssituation.

Hier steht eine männliche Vereinzelung im Zentrum. Aber noch nicht einmal ein oder das Geschlecht scheint eine Rolle zu spielen. Die Stimmung wird getragen von einer stoischen alternativlosen Existenzbewältigung, die sich ein Außen gar nicht mehr denken oder wünschen kann. Wie jede andere mutwillig thematische Verengung produziert auch diese ihre spezielle Überdrucksituation, die sich wiederum ventiliert aus der verschobenen Ausgangs- und Bedeutungslage Luft verschaffen muss.