Performance Workshop: »Männergeschichten/Men´s Stories« — Workshop über Vorausurteile und Images mit Claudia Basrawi
Workshop in 2 Blöcken (2 CP)
»Als deutsch-irakische Künstlerin arbeite ich seit Jahrzehnten in Literatur, Bild und Darstellender Kunst zum Thema Orientalismus. Mich dabei selbst als Referenzpunkt zu verorten ist Teil meiner interdisziplinären Herangehensweise, die sich an der Tradition von Edward Said und seiner Kritik an westlichen Vorstellungen vom »Orient« orientiert. Im Workshop »Männergeschichten« möchte ich einen Einblick in meine Arbeitsweise geben und zeigen, wie ich über Recherche, künstlerische Praxis und Theorie diverse Projekte für Theater, Film, Ausstellungen und Publikationen entwickle.
Thematisch geht es in diesem Workshop sowohl um die Idee der Männlichkeit, als auch um die Philosophie des Vorurteils. Wir fragen: Was ist Männlichkeit und wie begegne ich ihr? Studierende sind eingeladen, subjektive Geschichten zu entwickeln, die »Männer« in unterschiedlichsten Lebenssituationen, Lebensaltern und an unterschiedlichen Orten der Welt zeigen. Idee ist, diese »Männergeschichten« in Bilder, Zeichnungen, Texte, Videos oder Skripte zu übertragen und am Ende als youtube Video zu präsentieren. Männlichkeit wird wahrscheinlich in vielen Teilen der Welt anders performt als in Deutschland oder entspricht nicht den westlichen Klischees. Es geht daher auch um das Bewusstmachen der eigenen Vorurteile und was diese über uns selbst aussagen. Es geht vor allem darum, ein differenziertes Bild zu zeichnen. Ich sehe dies als einen emanzipatorischen Akt, da Menschen sich auf Augenhöhe begegnen und sich in ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema Maskulinität selbst reflektieren können.
Ziel dieses Seminars ist, zu zeigen wie vielfältig und fluide Maskulinität ist, sowohl im globalen Westen, als auch in Ländern, denen das Klischee anhaftet, die Dominanz des Mannes und die Unterordnung der Frau zu verherrlichen. Denn obwohl Männer in einem patriarchalen System in vielerlei Hinsicht privilegiert sind, können sie massiv unter selbigem leiden. Auch sie werden in Rollenbilder sozialisiert, die es ihnen nicht unbedingt erlauben, der Mensch zu sein, der sie sein wollen. Die Auseinandersetzung mit Diversität und kultureller Aneignung sind in der Kunst unumgänglich, somit ist es für mich Künstlerin längst Teil meiner Arbeit, mich mit Vorurteilen, ob negativ oder positiv, dem Abbilden von Klischees und dem Blick auf das generalisierte Andere zu beschäftigen. In diesem Zusammenhang geht es nicht darum, negative Einstellungen oder Verallgemeinerungen durch politisch korrekte, also „richtige“ Urteile zu ersetzen, da diese ja ebenso Vorurteile sein können. Vielmehr gehe ich davon aus, dass jeder Mensch mit einem bestimmtem Vorurteil an eine Sache oder einen Menschen herangeht, und dass dieses Vorurteil mehr über diejenigen aussagt, die es fällen, als über die, über die es gefällt wird. Ein leeres Erkenntnissubjekt, das objektive Daten empfängt, ist demnach nicht denkbar. Überraschend wird es, wenn man sich selbst bei den eigenen Vorurteilen ertappt, besonders dann, wenn man sein Denken oder seinen Standpunkt bisher nicht einmal als Klischee oder Vorurteil wahrgenommen hat.
(Claudia Basrawi)
Die Studierenden haben in diesem Workshop die Möglichkeit, die Ergebnisse ihrer investigativen, subjektiven Recherchen zum Thema in Form von Lecture Performances, Spielszenen etc. als Video-Essays zu präsentieren und zu diskutieren. Jede Form der künstlerischen Praxis ist willkommen und erwünscht. Inhaltliche Grundlage des Seminars sind ausgewählte Bild, Text- und Filmbeispiele. Weitere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Sprachen: Deutsch und Englisch möglich
Anmeldung im E-campus oder an cmelka@hfg-offenbach.de
Claudia Basrawi ist Autorin, Dozentin für kreatives Schreiben, Regisseurin, Performerin, Musikerin und bildende Künstlerin. https://claudiabasrawi.wordpress.com/
1. Termin
24. und 25. Oktober 2023, 12–15:30 Uhr
2. Termin
12. und 13. Dezember 2023, 12–- 15:30 Uhr