Smooth Operating
Smooth Operating
mit Monika Adamczyk, Maria Anisimowa, Joschua Yesni Arnaut, Die Wände, Joshua Groß, Martin Grütter und Marius Rehmet / VOJD, Lukas Sünder, Marianne Thoermer
Flausch ist warm und weich und vage – eine zarte, manchmal zauselige Oberfläche, in die man sich im buchstäblichen wie übertragenen Sinn einhüllen möchte. Wird das Flausch zu heiß gewaschen, wird es ungemütlich, fusselig und stumpf. In der Internetsprache bezeichnet »Flausch« harmlosen Wohlfühlcontent – das Gegenteil des Trollens und Mobbens, ein herzliches Umarmen, wenn auch in der anonymen Masse, kritisiert bisweilen als hohl und harmonieverliebt. Wer verflauscht ist, befindet sich oft in einem Übergangsstadium, einem dunstigen Zwischenraum der Wahrnehmung und der Realitätsebenen. Das Flausch ist emotionales Dämmmaterial ebenso wie sinnliche Schmeichelei und wird von vielen unterschätzt.
Die hybride Ausstellung smooth operating zeigt Arbeiten, die sinnliche Erfahrungen zwischen Geborgenheit und Irritation in installative Bilder und digitale Räume übersetzen. Wie klingt, schmeckt, riecht ein Flausch? Was macht die Flusen des Alltäglichen, die uns überfluten, so reizend – oder abstoßend?
Wie Sprache und Laute bestimmte Sinneserfahrungen eines von multiplen Realitätsebenen durchzogenen Alltags – im Digitalen wie im Analogen, zwischen Erinnerungen und Zukunftshoffnungen – nicht nur umschreiben, sondern buchstäblich vergegenwärtigen können, zeigt sich in Joshua Groß' Flauschkontraste. Auf Instagram werden Auszüge aus dem Roman zu lesen sein und mehrdeutige Bezüge zu weiteren künstlerischen Beiträgen eingehen: So fasst Maria Anisimowa in ihren digitalen Collagen Banalitäten und Skurrilitäten zu vieldeutigen Stilleben und Landschaften zusammen; die Motion Designerin Monika Adamczyk befasst sich mit der Übertragung sinnlicher Wahrnehmungen in digitale Animationen. Über die Haptik im Klanglichen und Musikalischen diskutieren wir mit der Indie-Post-Punk-Krautrock-Band Die Wände, im Dialog mit dem kooperativen Projekt Farnblüte (2019/21) von Martin Grütter und Marius Rehmet (VOJD).Zusätzlich zeigt Mañana Bold an zwei physischen Standorten in Offenbach und Düsseldorf Installationen und Objekte von Lukas Sünder (HfG-Alumnus), Marianne Thoermer und Joschua Arnaut (HfG-Student), die auf je unterschiedliche Weise mit dem ambivalenten Reiz textiler Materialien umgehen – zwischen dem Anschmiegsamen und dem Widerborstigen, dem biographisch Aufgeladenen und dem Spiel mit dem Handgemachten. Kombiniert mit harten und glatten Materialien, etwa Metall oder Keramik, entstehen hier anthropomorphe Gebilde und Geflechte. Während Arnauts Arbeiten komplizierte Familienbeziehungen zum Ausgangspunkt haben, thematisiert Thoermer die Flüchtigkeit von Emotionen und Erinnerungen. Skulpturale Auswüchse auf flauschigen Teppichlandschaften stülpen das körperlich und gefühlsmäßig Innere nach außen. Lukas Sünders Objekte umkreisen die Spanne zwischen Niedlichkeit und Morbidität, die unsere Positionierung zwischen dem Sehen und Gesehen-werden, dem Inszenieren und dem Adressieren auf digitalen Plattformen häufig charakterisiert.
Organisiert von Mañana Bold e.V., ein Kunstverein in Offenbach, der von HfG-Angehörigen und -Alumni mitgegründet wurde
Düsseldorf
Marianne Thoermer und Joschua Arnaut
Fürstenwall 74
vor Ort: 9. Juli 2021, 18–22 UhrOffenbach a.M.
Lukas Sünder
Friedrichstr. 16
vor Ort: 16. Juli 2021, 18–22 Uhr
(Installation ab 10. Juli 2021 zu sehen)Digital
https://www.instagram.com/mananabold/
Talk
mit Martin Grütter und Marius Rehmet (Vojd)
und Carsten Postel von Die Wände
moderiert von Mañana Bold & Alexander J. Roth
online: 31. Juli 2021, 20 Uhr
Anmeldung unter: mail@mananabold.de