Arena Babylon #6

vor 21 Jahren

Die 6. Ausgabe des Hochschulmagazins »Arena Babylon« wird am Mittwoch, den 10. Dezember 2003, um 18:45 Uhr durch den Offenen Kanal Offenbach/Frankfurt gesendet.
Die Wiederholung wird am selben Abend um 23:45 Uhr, sowie in der Nacht von Sonnabend, den 13. Dezember, auf Sonntag, um 00:45 Uhr ausgestrahlt.

Wenn man die Kulturgeschichte der letzten Jahrhunderte betrachtet, stellt man fest, dass Generierung von künstlerischem Inhalt immer dicht an technische Innovationen der jeweiligen Epoche gekoppelt ist. Und es ging auch immer schon darum, diese technischen Innovationen nicht unbedingt im Sinne des Erfinders zu benutzen - und so die jedem Medium eigene Poesie freizulegen. Kaum gab es Film, wurde auch schon drauf herumgekratzt. Kaum gab es Video, stellte man Magneten aufs Gerät. Kaum gab es Computer, begann man am code herumzubasteln. Aber man begann auch, das wohlige Rauschen und Knacken von alten Schallplatten zu samplen oder Kratzer und grobes Filmkorn über glatte digitale Bilder zu kopieren, um ihnen so ein Leben einzuhauchen, eine Vergangenheit zu geben. Die fast schon wie organisch gewachsene Patina, die in diesen vermeintlichen Fehlern eingeschlossen ist, finden wir jetzt seltsam seelenlos als presets in dem Gerät wieder, das bald alle anderen ersetzt haben wird, dem Computer.
Gleichzeitig wächst eine Generation heran, die noch nie einen Plattenspieler gesehen oder einen Filmprojektor gehört hat und diese codes komprimierter Erinnerung schon jetzt nicht mehr lesen kann.

Das Semesterthema SIXCON-LOST MEDIA war eine Versuchsanordnung, die von einem fiktiven Szenario (sixcon - der 6.Kontinent*) ausging. Von dieser ausgelagerten Position aus warfen wir einen medienarchäologischen Blick auf unsere Jetztzeit und erforschten die uns umgebenden, unsere Sinne verlängernden Medien: Medien, die Bilder generieren, aufnehmen und übertragen, Medien, die Töne in Zeit und Raum bewegen und Medien, die sinnliche Wahrnehmung in Symbole transformieren.

Erinnerungen zu: Anrufbeantworter, Telefon, Schreibmaschine, Plattenspieler, Videorekorder

und

Scharlach
Animationsfilm von Astrid Rieger. 11:30 min

Ein achtjähriges Mädchen erlebt eine Reihe von unangenehmen Dingen: sie wird denunziert, bestohlen, beschimpft und schließlich landet sie im Krankenhaus. Ihren Wunsch zu fliehen kann sie nicht realisieren und sie muß beschämt und geknickt an den Ausgangspunkt zurückkehren.
Ein Animationsfilm, der zur Zeit Ceausescus in Siebenbürgen spielt.

Alibi*
Experimentalfilm 15min. 2002
Buch und Regie Jan Imberi und Tai Elshorst

Feierabend.
Angestellte verlassen das Büro.
Ein Nachtwächter tritt seinen Dienst an.
Ein Direktor im Stress.
Eine geheimnisvolle Unbekannte.
Ein Bildausfall.

In »Alibi*« werden wir zu Beobachtern aus der Sicht eines Nachtwächters.
Zu sehen ist der stumme Überwachungsmonitor, zu hören lediglich die für uns unsichtbaren Geschehnisse im Aufenthaltsraum des Sicherheitsmannes. Ein Puzzle entsteht, dessen wichtigsten Teile zu fehlen scheinen. Der Film spielt in Echtzeit. D.h. 15min Film entsprechen 15min in Realzeit. Der Schnitt unterliegt dem Diktat des 10 Sekunden Taktes.

60 min ©2003 HfG/bei den Autoren

Viel Spass!

pm