Ausstellung „Hermitage Heritage“ - Malerei / Video / Installation

vor 18 Jahren
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JULIA OSCHATZ
„Hermitage Heritage“ - Malerei / Video / Installation
26. Juni - 18. August 2007

Eröffnung: Dienstag, 26. Juni 2007 um 19.30 Uhr

Galerie Anita Beckers
Frankenallee 74
60327 Frankfurt

Julia Oschatz Arbeiten waren zuletzt in Einzelausstellungen u.a. im Kunstmuseum Alte Post in Mülheim an der Ruhr, den Städtischen Galerien in Wolfsburg und Delmenhorst, am Institut für Moderne Kunst in Nürnberg sowie in der Begleitausstellung zur Documenta XII „Vision | Audition“ in der Kasseler Martinskirche zu sehen.

Denjenigen, die das Werk von Julia Oschatz schon länger verfolgen, mag das von ihr geschaffene Wesen – ein hybrides Geschöpf zwischen Mensch und Tier – inzwischen vorkommen wir ein alter Bekannter, den man immer wieder auf seinen vielen Reisen begleitet hat und sich eingeladen oder auch schmerzlich gezwungen fand, die jeweiligen Eskapaden und Selbstversuche mit ihm zu teilen.
Das Wesen bewegt sich bei seinen Ausflügen auf scheinbar bekanntem Terrain. Landschaftsbilder, ob heimatliche Wälder und Wiesen oder arktische Eislandschaften, sind medial angeeignetes Allgemeingut und es bedarf oft nur beiläufig eingesetzter Charakteristika, um eine Landschaft als diejenige aus den Gemälden Caspar David Friedrichs erkennbar werden zu lassen. Das Wesen scheint sich der Willkürlichkeit der Bildtopoi, in die es im Laufe seiner Reisen gerät, durchaus bewusst zu sein. Wie es in einen Bildrahmen fällt, fällt es aus diesem auch schon wieder heraus, um sich direkt am nächsten felsigen Abgrund wieder zu finden, den es dann ebenfalls sogleich hinunterstürzt. Julia Oschatz’ Wesen entwickelt sich zum Anti-Helden, der uns, aber ebenso sich selbst, immer aufs Neue selbstironisch daran zu erinnern scheint, dass, um tradierten Vorstellungen zu entkommen, oft ein langwieriger und bisweilen schmerzhafter Weg zurückgelegt werden muss.

Julia Oschatz entwickelt in ihren Arbeiten - ob Video oder Malerei - keine narrativen Strukturen; ihre Malerei bleibt oft schemenhaft, die Farbwahl ist unspezifisch gedeckt, die Techniken werden je nach Bedarf gemischt. Auch die Charakterisierung von Video als „bewegtes Bild“ nimmt die Künstlerin wörtlich: Wie die Malerei bleiben auch die kurzen Videoanimationen dem zweidimensionalen verhaftet, wie in den Gemälden geht es auch in den bewegten Bildern nur darum einen flüchtigen Moment unter vielen möglichen festzuhalten, ohne sich zu sehr auf das Einzelbild zu fokussieren. Die Erzählung, die sich auch in den Videos meist auf eine slapstickhafte Pointe beschränkt, entwickelt sich daher höchstens in der Bildstrecke, in der Betrachtung einer Vielzahl von Einzelbildern in Folge. Die Petersburger Hängung und die Kombination von Malerei und Monitor auf ein und derselben Wand sind daher nur die logische Konsequenz aus dem Beschluss der Künstlerin, die Wahrheit nicht in der Einzelarbeit sondern im Werkkontext zu suchen. Gleichzeitig wird der Betrachter durch raumgreifende Installationen, zumeist Höhlenlandschaften aus Karton, in denen Videoarbeiten gezeigt werden, eingeladen, den Bilderkosmos zu betreten und sich gemeinsam mit dem Wesen auf seine eigene Reise zu begeben.

Auch in der Ausstellung „Hermitage Heritage“ verwandelt Julia Oschatz die Galerieräume in einen Erlebnisraum, von dem aus das Wesen in Malerei, Installation und Videoarbeiten in neue Welten aufbrechen wird. In einer Höhlenlandschaft aus Karton werden im Videospace die 8 videoloops aus der Arbeit „NOTATALL“ präsentiert. Im Galerieraum werden neue Malereien sowie eine Videoprojektion zu sehen sein.

Text: Tasja Langenbach