Diamant Offenbach: Museum Of Urban Culture

Im ehemaligen Stadthaus eines Juweliers in der Offenbacher Fussgängerzone entsteht im Herbst und Winter 2022/23 durch das Lehrgebiet Experimentelle Raumkonzepte (Prof. Heiner Blum) mit dem Diamant Offenbach temporär ein neuer sozialer Ort, ein Museum für urbane Kultur und eine Schule für kreatives Handeln.
In zentraler Lage in der Offenbacher Innenstadt befindet sich das ehemalige Haus eines Juweliers, mit zwei Ladenetagen, einer Werkstatt, zwei Apartments, einem Keller und einem Innenhof. Ein Leuchtkasten in Form eines Diamants über dem Eingang wird zum Namensgeber, zur Bildmarke und zur Inspirationsquelle des Projekts. Innen wie Aussen ist Diamant Offenbach eine Zeitkapsel, die die Spuren vergangener Jahrzehnte in sich trägt. In seiner Seele unberührt, ergänzt durch wenige funktionale und gestalterische Eingriffe, wird er als Rohdiamant zu einem Ort der Begegnung, einer Schule des Alltags und einem Museum urbaner Kultur. Anfang November 2022 öffnet Diamant Offenbach für mehrere Monate seine Türen und wird durch die großzügige Überlassung des Immobilienentwicklers Kilian Bumiller zu einem neuen sozialen und kulturellen Treffpunkt in der Offenbacher Innenstadt.
Die Kultur der Menschen wird in der Begegnung, im Dialog und im Öffentlichen Raum verhandelt. Kulturelle Produktion entsteht im Wechselspiel des inneren, persönlichen Raums Einzelner mit dem gemeinschaftlichen Raum Vieler. Hierbei kann der Öffentliche Raum sowohl als Inspirationsquelle, wie als Präsentationsfläche dienen. Er kann senden und empfangen.
In unserer Zeit wird ein ausgewählter Teil der kulturellen Produktion meist in aus- und eingeklammerten Schutzzonen verhandelt. In der Regel arbeiten Künstler_innen zurückgezogen in ihren Ateliers, Kunstwerke werden in unterschiedlich formatierten, weissen öffentlichen Räumen präsentiert. In dieser konstruierten Isolation entstehen herausragende Kunstwerke und anspruchsvolle Diskurse. Dennoch sind Künstler, Be-trachter, Händler_innen und Handelnde immer auch Teil der realen und alltäglichen Welt.
Vor und parallel zur Kunstgeschichte der isolierten Räume gibt es schon immer eine kulturelle Produktion, die den alltäglichen, öffentlichen Raum reflektiert und adressiert. Schon die Wände der Chauvet-Höhle, 36000 Jahre vor unserer Zeit, zeugen vom Bedürfnis der Menschen, ihr Umfeld zu reflektieren und in kommunizierbare Bilder zu fassen, die über die Zeiten hinweg wirken.

Hintergrund
1978 schuf der Künstler Stefan Eins mit Freunden in der South Bronx in New York mit Fashion Moda eine Mischung aus Galerie, Atelier, Club und sozialem Ort mit dem Ziel, Öffentlichen Raum, Alltagsleben und künstlerische Produktion zu synchronisieren und fruchtbar zu machen. Lady Pink, Jenny Holzer, Keith Haring, A-One, Futura 2000, Fab 5 Freddy und Lee Quinones waren unter den Künstler_innen, die hier oft zum erstem Mal ihre Arbeiten in einem Raum präsentieren. Rammelzee und Afrika Bambataa inszenierten die musikalische Kulisse. John Ahearn und Rigoberto Torres verwandelten Fashion Moda in ein offenes Studio und machten Gipsabgüsse der Bewohner_innen der South Bronx, die anschließend, bemalt und an öffentlichen Wänden der Nachbarschaft gezeigt wurden.
1982 war Fashion Moda mit einem Store Teil der Documenta 7 und wurde als Katalysator prägender Teil der Kulturgeschichte des ausgehenden 20. Jahrhundert.
Diamant Offenbach knüpft an diese Tradition an und wird zum Verstärker einer Bewegung, die noch unbemerkt vom Kunstmarkt seit wenigen Jahren eine neue Generation von Künstler_innen prägt und antreibt. Der Blick auf den Alltag und den Öffentlichen Raum ist für viele junge Künstler_innen die Hauptinspiration ihres Schaffens und wird in neuen Bildwelten realistisch oder abstrahierend, bildhaft, räumlich oder performativ umgesetzt. In einer Zeit, die von den Möglichkeiten der Digitalisierung, der Online-Kommunikation und den Vereinsamungsszenarien einer Pandemie geprägt ist, entsteht eine neue Sehnsucht nach Anfassbarem und der kommunikativen Präsenz anderer Menschen. Diamant Offenbach schafft hierfür einen Ort, der niederschwellig Teilhabe und die Begegnung mit Menschen und kultureller Produktion in den Bereichen Kunst, Design, Mode, Architektur, Text, Musik, Film, Bewegung und Digitalität ermöglicht.