Dr. Marschner HfG Rundgangpreis 2012

Der mit 2.500 Euro dotierte Dr. Marschner HfG Rundgangpreis ist in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben worden. Der Preis, der alternierend in den drei Bereichen Kunst, Medien und Design ausgeschrieben wird, ging in diesem Jahr an die Fachrichtung Medien.
Der Preis, der anlässlich der Eröffnung des 15. HfG-Rundgangs am 6. Juli 2012 vergeben wurde, ging zu gleichen Teilen an Jonas Englert und Merlin Flügel. Die Jury bestand aus Prof. Dr. Marc Ries (Soziologie/Theorie der Medien an der HfG), Michael Hierholzer (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Prof. Bernd Kracke (Präsident, HfG)
Die Jurybegründungen
Jonas Englert »Diktum«
»Diktum« ist eine raumgreifende Produktion, ein Format zwischen Film und Gemälde. Jonas Englert setzt die Fragen des post-dramatischen oder auch post-politischen Theaters mit film-immanenten Mitteln fort. Das großformatige Bild zeigt eine Gruppe von Menschen, die jemandem zuhören, der Texte aus der Zeit der Mitbestimmungsdiskussion (siebziger Jahre) an den deutschen Stadttheatern vorliest. Englert forciert und bindet unsere Wahrnehmung an die filmisch provozierte Entschleunigung und Verzögerung der Ausdrucksmöglichkeiten der Körper angesichts repressiver Vorschreibungen. Das Tableau fragt entlang der Brüche der großen autoritären Gefüge unserer Kultur nach dem Verhältnis von Individuum und Gruppe, von Gruppenidentität und Gruppenzwang, von realem und gespieltem Verhalten, von Reaktionen auf einen ambivalenten Text, der sich scheinbar mit der Situation von Schauspielern beschäftigt. Plötzlich wird gewahr, dass gerade die Körper es sind, die trotz ihrer Stummheit und Stillstellung Widerstand allein aufgrund ihres Daseins, der Evidenz ihrer Anwesenheit auszuüben in der Lage sind.
Merlin Flügel »Echo«
Merlin Flügel hat eine eigenständige Bild- oder besser Zeichensprache für seine Animation entwickelt. Assoziationen zu surrealistischen und phantastischen Zeichentrickfilmen stellen sich ein, die Betonung der Linie und der Fläche sind Elemente, die diesem Film seine eigene Dramaturgie verleihen. Die fließenden Bewegungen führen zu immer neuen Gebilden, die jedoch stets gegenständlich und figurativ, anthropomorph bleiben. Die Transformation von Konturen führt nicht zu deren Auflösung, sondern zu immer neuen Variationen der ursprünglichen Bildideen. Ähnlichkeiten und Nicht-Ähnlichkeiten zu unserer Lebenswelt machen die ästhetische Kraft dieser eigentümlichen Parallel- oder Echo-Welt aus.
Die gemeinnützige Dr. Marschner Stiftung wurde 2005 als rechtsfähig anerkannt. Sie dient der Förderung mildtätiger, kultureller und wissenschaftlicher Zwecke. Entsprechend dem Stifterwillen und ihrer Satzung fördert die Dr. Marschner Stiftung ausschließlich Projekte in Frankfurt am Main und Offenbach. Ziel der Dr. Marschner Stiftung ist es, Initiativen zu fördern, die das gesellschaftliche Leben in Frankfurt am Main und Offenbach bereichern.
10.07.12