Elf Designer für Deutschland: Initiative für ein neues Logo zur Fußball-WM 2006

vor 22 Jahren
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Das verunglückte offizielle Logo eröffnete die Fußballweltmeisterschaft 2006 mit einem Eigentor. Doch zum Glück ist noch nichts verloren, denn der Fehlschuss fiel nicht auf dem Platz, sondern nur auf Papier. Die beiden Designer und Universitätsprofessoren Fons Hickmann und Klaus Hesse wollen ihn zurückpfeifen, indem sie ihre eigenen und weitere neun Designbüros gegeneinander antreten lassen. Das Ziel: Eine objektive und professionelle Ausschreibung eines für Deutschland und die Fußball WM 2006 repräsentativen Logos. Der Art Directors Club für Deutschland (ADC) unterstützt die Initiative.

Jedes der elf Büros präsentiert Mitte März in Berlin einen Vorschlag für ein neues Logo, denn die Gestalter finden, eine WM in Deutschland hat Besseres verdient als das im November 2002 in der Arena “AufSchalke” vorgestellte Signet. Der Spiegel bezeichnet es als „infantil“, die Designzeitschrift Form spricht von einem „gestalterischen Desaster“ und Brasiliens größte Zeitung O Globo spottet: „die kleinen Gesichter sehen aus wie die am häufigsten vorkom-menden Versionen der Ecstasy-Pillen.“
Klaus Hesse, Gründer und kreativer Kopf der Hesse Designstudios, kommentiert: „Drei Jahre Lächerlichkeit im Vorfeld der WM sind kein gutes Zeichen. Das kann keiner ertragen. Wir dürfen uns nicht im voraus dafür rächen, dass Deutschland eventuell nicht Weltmeister wird. Wir wollen keine alberne, sondern eine schöne WM. Von Anfang an.“
Fons Hickmann, Kopf des Berliner Studios Fons Hickmann m23, ist darüber hinaus davon überzeugt: „Auf die wirtschaftliche Krise darf nicht auch noch eine kulturelle folgen. 2006 sind alle Augen auf Deutschland gerichtet. Wir wollen zeigen, wo das deutsche Design im internationalen Vergleich steht. Wir wollen neue Wege gehen, um Fans in der ganzen Welt zu begeistern.“

Hickmann und Hesse haben die aus ihrer Sicht beste Designmannschaft zusammengestellt, die man für diesen Zweck in den Wettbewerb schicken kann. Einschlägigen Rankings zufolge zählen die elf zu den kreativsten Designbüros Deutschlands. Die meisten Inhaber dieser Studios sind seit vielen Jahren erfolgreich in der Lehre tätig. Gleichzeitig fehlt es aber auch nicht an sehr jungen und vielversprechenden Talenten. „Nur durch diese Mischung erreichen wir unser Ziel: Innovation und Designqualität“, sind sich die Gestalter einig.

Nach der heftigen Kritik an der ersten Variante des WM-Logos fordern sie nun im Vorfeld dieses für Deutschland so bedeutsamen internationalen Auftritts einen kritischen und objektiven Entscheidungsprozess. Prinzipiell sei es in Ordnung, eine Agentur ohne Ausschreibung zu beauftragen, wenn am Ende das Ergebnis stimmt. Im Falle der Fifa und des Organisations-Komitees der WM dürfe man aber nicht vergessen, dass sich in deren langjähriger Zusammenarbeit mit ihren „Hausagenturen“ eine gewisse Blindheit eingeschlichen hat.

Die Ausschreibung wird ein kleines Sportereignis für sich – für einen guten Zweck. Gewinnen wird dabei einzig die WM: nämlich Aufmerksamkeit und Sympathie. Mit ihren individuellen Visualisierungsvorschlägen wollen die elf Designer verdeutlichen, dass die Entscheidung für ein Logo zum jetzigen Zeitpunkt nur durch einen offiziellen Wettbewerb zu rechtfertigen ist.


„Noch ist nichts verloren“
Die Designmannschaft für die WM 2006:

ade hauser lacour, Frankfurt, www.adehauserlacour.de
büro uebele, Stuttgart, www.uebele.com
cyan, Berlin, www.cyan.de
Factor Design, Hamburg, www.factordesign.com
Fons Hickmann m23, Berlin/Wien, www.fonshickmann.com
Hesse Design, Berlin/Düsseldorf, www.hesse-design.de
nowakteufelknyrim, Düsseldorf, www.nowakteufelknyrim.de
Ruedi Baur, Leipzig/Paris, www.integral.ruedi-baur.com
Uwe Loesch, Düsseldorf, www.uweloesch.de
moniteurs, Berlin, www.moniteurs.de
Die Gestalten Verlag, Berlin, www.die-gestalten.de