Filmfestival »Bl!ndspot« – zwei Preise an Nadja Elabbadi

vor 19 Jahren
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Unter dem Motto »Anderes Sehen – Das Unsichtbare sichtbar machen« waren beim zum zweiten Mal veranstalteten Filmfestival »Bl!ndspot« 19 Kurzfilme zum Thema Wahrnehmung eingereicht worden.
Filme über das Nichtsehen und die Reflexion des Unsichtbaren, mit denen eine Brücke zwischen Sehenden und Blinden gebaut, eine Sensibilisierung für die Wahrnehmung von blinden Menschen erreicht werden soll.
Die Preisverleihung fand am 25.3. im Hamburger Metropolis Kino statt. Eine Fachjury [Nina Petri (Schauspielerin), Ruth Toma (Drehbuchautorin), Evgen Bavcar (blinder Fotograf/Paris), Elmar Lampsson (Präsident der Hochschule für Musik und darstellende Kunst HH), Ulrike Grote (Regisseurin)] vergab Preise im Gesamtwert von 5.000.- €.
Vergeben wurden dies Jahr vier Preise in den Genres Kurzspielfilm, Dokumentarfilm und Experimentalfilm/Animation.

Der Film »Schwarzfahrer« der HfG-Studierende Nadja Elabbadi hat den Sonderpreis für das beste gemischte (sehend/nichtsehend) Team, gestiftet vom Integrationsamt der Behörde für Soziales und Familie Hamburg, sowie den Preis für den besten Dokumentarfilm erhalten.
„Der Film erzählt vom 28-jährigen Milos, der, schwer sehbehindert, hofft, nach einer Operation wieder normal sehen zu können. Stattdessen erblindet er.
Ist das ein Grund, nicht mehr Auto zu fahren, wenn man Autos liebt? Nicht mehr eine Menge Geld in seine Kawasakis zu stecken, weil man blind nicht Motorrad fahren darf? Ein Grund, sich von dem Erscheinungsbild als Rocker mit langem Haar und AC/DC-Armband zu trennen? Nein. Es ist keiner. Nadja Elabaddi hat diesen erstaunlichen jungen Mann auf einen Parkplatz begleitet, wo er mit dem Schwiegervater an seiner Seite, Auto fährt. Ein Schwarzfahrer. Den schließlich der Parkplatzwächter stoppt, weil das Fahren auf dem - kamerabewachten - Platz nur mit Genehmigung gestattet ist. Dass der Fahrer blind ist, merkt der Wächter nicht“, schrieb die taz.

Veranstalter des Festivals ist »Dialog im Dunkeln - Verein zur Förderung der sozialen Kreativität«, der Projekte unterstützt, welche die gesellschaftliche Integration von Menschen mit Behinderung anstreben. Innovative Kulturprojekte wie „Dialog im Dunkeln“, wozu auch das Frankfurter »Dialogmuseum« (www.dialogmuseum.de) zählt, sollen zur Verbesserung der Chancen behinderter Menschen auf dem Arbeitsmarkt beitragen. Sie sind Plattformen zur vorurteilsfreien Begegnung von behinderten und nicht behinderten Menschen.
Mit dem diesjährigen Festival-Themenschwerpunkt Wahrnehmung und seiner kreativen Umsetzung wurde eine Sensibilisierung für Wahrnehmungswelten von blinden Menschen gewünscht. Ein integrativ-kreativer Prozess sollte initiiert werden, in dem behinderte und nicht behinderte Menschen voneinander lernen können.


nost, 3.4.2006