Testbetrieb Zwölf – <i>Finissage</i>/Finissage
Warum besucht man eine Ausstellung zum Zeitpunkt ihrer Eröffnung und nicht zwei Wochen danach, wenn kein solcher Andrang mehr herrscht und man in Ruhe gucken könnte? Warum geht man zu einer Finissage, wenn man doch die Ausstellung längst gesehen hat? Ganz klar und ein alter Hut: Bei Ausstellungseröffnung oder Finissage geht es weniger um die gezeigte Kunst als vielmehr um das Soziale, um das Sehen und Gesehen Werden. Man begrüßt Freunde, spricht mit einander, trinkt ein Gläschen, macht vielleicht ein paar Fotos und wendet der ausgestellten Kunst ansonsten eher den Rücken zu.
Dieses Ereignis stellen Cornelia Schlothauer und Eva Schmitt in den Mittelpunkt ihrer Arbeit.
Inspiriert hat sie außerdem der voyeuristische Charakter, den der zum Show-Room umfunktionierte Dienstraum mit seinem kleinen Guckfenster durch die Bespielung von Testbetrieb im Laufe des letzten Jahres bekommen hat.
Während des Ausstellungszeitraumes von einem Monat wird dieser Raum zur Baustelle, auf der die Finissage vorbereitet wird. Das Fenster wird wechselnd abgeklebt, zugehängt oder als Schaukasten genutzt und weist auf das Wesentliche, nämlich auf das kommende, eigentliche Kunstspektakel hin: die Finissage. Plakate werden an den Raum und an Wände in der U-Bahnstation geklebt und kündigen mit steigender Spannung die Finissage an.
Am Tag der Finissage ist der Raum durch das auf den Bahnsteig weisende Fenster einsichtig. Die Finissage zeigt schließlich die Finissage, genauer gesagt deren zwei: die eine außerhalb, die andere innerhalb des Ausstellungsraums, die eine auf dem Bahnsteig, die andere im Dienstraum. Hier wie dort wird eine Begrüßungsrede gehalten, Testbetrieb wird vorgestellt, die Künstlerinnen werden begrüßt, ihre Arbeit benannt. »Finissage/Finissage« im Dienstraum ist dem Finissagen/Finissagenpublikum auf dem Bahnsteig gleichwohl nicht zugänglich und umgekehrt. »Finissage/Finissage« ist getrennt und zugleich zusammengefügt, bespiegelt sich und macht sich gegenseitig sichtbar. Welcher Raum ist der Ausstellungsort? Wo ist außen, wo innen? Wo sind Künstler, wo Besucher, was ist die gezeigte Kunst? Wer ist Akteur, wer Rezipient? Die einzige Klarheit, die bleibt: Die Finissage ist, was sie ist: ein temporärer sozialer Ort.
Ort:
U-Bahn-Station Merianplatz, Ebene D, Frankfurt am Main
Dauer:
Vernissage/Finissage am Freitag, dem 23. Januar 2004, 19:00 – 21:00 Uhr
Öffnungszeiten:
Es beginnt mit einer Plakataktion in der U-Bahnstation Merianplatz, die ab dem 17. Dezember.2003 zu sehen sein wird
Weitere Informationen unter www.inter-art.info
pm