Förderpreis für designkritische Texte geht an HfG-Absolventin

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Den diesjährigen Wilhelm Braun-Feldweg Förderpreises erhält Sophia Muckle, Absolventin der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach, für Ihre Diplomarbeit
»SEINS FICTION«.
Mit 19 eingereichten Arbeiten hatten sich dieses Jahr insgesamt 14 Hochschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an dem Wettbewerb beteiligt. Der Wilhelm Braun-Feldweg Förderpreis ist der höchst dotierte und zugleich einzige Förderpreis für designkritische Texte im deutschsprachigem Raum. Die Preisverleihung findet am 12. Mai 2005 in der Universität der Künste in Berlin statt.

Mit dem Preis sollen Design-Studierende und -Absolventen gefördert werden, deren Texte einen inhaltlichen und stilistischen Beitrag zu einem Design-Diskurs leisten. Inhaltlich dichte, wissenschaftlich fundierte, spannend geschriebene und erhellende Texte zum Thema Design werden erwartet. Eine neue Sicht, ein ungewöhnlicher Zugang, eine andere Bewertung oder Auslegung aktueller Themen wird begrüßt. Das Besondere an diesem Wettbewerb: die Arbeiten werden anonym eingereicht – die Jury kennt bei diesem Verfahren weder Verfasser, noch Hochschule.

Die Preisträgerin Sophia Muckle untersucht in ihrer Arbeit »Räumliche Dimensionen von Identität«. Als Gegenstand der Untersuchung dienen aktuelle Strömungen aus Kunst und Kitsch: das Banaldesign von Einfamilienhäusern, Campingplätzen und Schrebergärten, sowie rückwärts gerichtete Tendenzen in Mode und Einrichtung. Dabei lenkt die Verfasserin ihr Augenmerk auf die örtlich gebundenen Aspekte von Heimat, die ständig neu erfunden, rekombiniert und arrangiert werden. Sie hinterfragt die Rückkehr der Röhrenden Hirsche, den Blick durch den Jägerzaun privater Idyllen und anderer nostalgisch-populistischer Phänomene der Gegenwart aus dem Blickwinkel eines Gestalters.
Die Jury ließ sich rasch von der assoziativen Kraft des Beitrags überzeugen, der ungewohnte Verknüpfungen zieht. Die verwendete klare Sprache trägt den Inhalt ohne aufgesetzt zu wirken. Die Bereitschaft der Autorin, nachdenkliche Fragen zu stellen, statt vorgefertigte Antworten zu liefern, überzeugt. Eine unstrittig beispielgebende Arbeit, die – obwohl von der Ausschreibung nicht gefordert – auch visuell überzeugte, steht in der Begründung der Jury des Wilhelm Braun-Feldweg Förderpreises.

Zusätzlich zu dem einmaligen Preis sprach die Jury erstmals auch Anerkennungen aus. Auch hier konnte sich der Fachbereich Produktgestaltung der HfG profilieren. Eine Anerkennung erhielten »Die Macht der Maschine« von Philipp J.Creutz, Student der Hochschule Anhalt, Dessau und »Tafelfreuden« von Bianca Beuttel, letztjährige Absolventin der HfG.

Spätestens seit dem Film »Chocolat« erlebt Schokolade eine Renaissance. Fachgeschäfte für edle Schokoladen gibt es mittlerweile in allen größeren Städten. Die ebenso design- wie kulturgeschichtliche Untersuchung »Tafelfreuden« der Offenbacher HfG-Absolventin darf deshalb Aktualität für sich beanspruchen. »Genuss bereitet sie nicht nur durch gründliche Recherche und klare Argumentation, sondern auch durch ästhetisch ansprechende Bildstrecken und freche Melangen (Milka / Ritter). Mit scharfem Blick für Details, die normalerweise schnell im Munde zergehen oder zerknüllt im Papierkorb landen, wird Design dort entdeckt, wo man es üblicherweise gar nicht vermutet. Psychologie, Kulturgeschichte und eine Darstellung der Marketingstrategien der Marktführer runden den Text mundgerecht ab«, meint die Jury zu dieser Diplomarbeit.


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Wilhelm Braun-Feldweg Förderpreis

vor 20 Jahren

Prof. Dr. Wilhelm Braun-Feldweg (1908–1998) gehört zu den Pionieren des deutschen Industriedesigns. Als Lehrer, Gestalter und Autor trug er nach 1945 maßgeblich zur Professionalisierung des Faches Design bei. Nach ihm ist der Förderpreis benannt, der seit 2003 jährlich ausgelobt wird.
Gegenstand des Wettbewerbs ist die kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Themen des Designs in schriftlicher Form bei freier Themenwahl.
Mit dem Preis sollen Design-Studierende und -Absolventen gefördert werden, deren Texte einen inhaltlichen und stilistischen Beitrag zu einem Design-Diskurs leisten, indem sie
• ein tieferes Verhältnis der Disziplin Design innerhalb des Fachs und der Öffentlichkeit herstellen helfen
• ein akutes Problemfeld wirklichkeitsnah und verständlich darstellen
• die Beziehung von Design und Gesellschaft in Gegenwart oder Zukunft untersuchen und ausleuchten
• eine brisante Fragestellung couragiert und inspirierend nachgehen.

Diesmal ließen sich hauptsächlich zwei thematische Schwerpunkte ausmachen:
1. Fragen nach Gesetzmäßigkeiten der Warnehmung, der Konstruktion und der Ästehtischen Theorie und
2. Analysen des künftigen Berufsumfelds. Die Jury entschloss sich rasch, abweichend vom Prozedere des Vorjahres, diesmal auch Anerkennungen auszusprechen.
Als Preis stehen insgesamt 5.000 EUR brutto zur Verfügung. Davon kommen der ersten und alleinigen Preisträgerin (Sophia Muckle, HfG, Offenbach) 3.000 EUR direkt zugute. Mit den übrigen 2.000 EUR wird die Finanzierung einer Publikation unterstützt, deren Zentrum der prämierte Text der Preisträgerin bildet. Die prämierte Wettbewerbsarbeit wird im Rahmen einer vom Auslober herausgegebenen Publikation als Beiheft der Zeitschrift »Designreport« im Juni 2005 erscheinen.