Gesichter auftragen – Argumente zum Schminken

vor 19 Jahren
Titel220
Illu2 220

„Beiträge aus Philosophie, Kunst-, Kultur- und Literaturwissenschaft erörtern den Streit um das Schminken in der Moderne. Nach älteren medizinischen Bedenken gegenüber dem Make-up erschien es im Zuge der Verbürgerlichung als das nicht Authentische, für Frauen jedoch Unabdingbare: Schminken hieß seither, ein Bild des Gesichts auf dem Gesicht aufzutragen, das sich als Bild verleugnet. Zur Moderne gehört aber auch das auf Baudelaire und Nietzsche zurückgehende Lob des Scheins, der 'Wahrheit der Oberfläche'. Beide Sichtweisen wurden, in teils polemischer Thematisierung, Gegenstand von Literatur, Film und Kunst. Über das eingefahrene Pro & Contra hinaus eröffnen sich indes weitere Aspekte: Schminkend erzeugen wir Ähnlichkeit und Distanz zu uns. Vor dem Spiegel betreiben wir ästhetische Selbstsorge, wird u.U. der Akt des Schminkens wichtiger als das Resultat, spielen wir dank temporär begrenzter Wirkung folgenentlastet mit alternativen Selbstentwürfen.“ Verlagstext

Der Herausgeber Christian Janecke, der auch die Einleitung zu diesem Buch verfasste, ist Professor für Kunstgeschichte an der HfG Offenbach. Er publiziert zur modernen und zeitgenössischen Kunst, hat aber als vormaliger Inhaber der Wella Stiftungsdozentur für Mode & Ästhetik an der TU Darmstadt ebenso Bücher zum Themenfeld Haar und Frisur vorgelegt.

In dieser Publikation findet sich auch ein Beitrag von Petra Leutner mit dem Titel „Bild und Schminke. Über Falten und Verdopplungen des Sichtbaren“. Neben ihrer Professur für Wahrnehmungstheorie an der HfG hat Prof. Leutner auch einen Lehrauftrag für Kulturtheorie am Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft der TU Darmstadt inne.

Die Fotografie für das Cover des Buches stammt von der HfG-Studierenden Julia Ziegler, die Vorsatzblätter zieren Illustrationen der Hamburger Künstlerin Mariola Brillowska, die ebenfalls an der HfG lehrte.

mp, 29.03.2006