heimspiel zeigt

vor 20 Jahren
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Fotografien und Zeichnungen von

Jörg und Marion Baumann
Christiane Feser
Marcus Gundling
Nina Pettinato

Jörg und Marion Baumann werfen einen ästhetisierenden Blick auf menschenleere Stadtlandschaften. Von einer distanzierten Warte aus betrachten sie sie mit befremdlichem Staunen, analytisch, als objekthafte, geometrische Körper. Sie lösen jene aus dem Zusammenhang heraus und überhöht sie zu modellhaften Inszenierungen. Die Fotografien leben dabei von den sinnlichen Reizen, die aus dem Spiel von Licht, Struktur, Proportion und Dimension entstehen.

Christiane Fesers Architekturfotografien dokumentieren in exemplarischer Form die beengende Landschaft der Existenz in den Vororten Frankfurts. Die Einfamilienhäuser und Strassenzüge wirken beklemmend, verschlossen und rätselhaft. Der eintönig graue Himmel und das Fehlen jedwedes Lebens verstärken dieses Gefühl und erzeugen ein Unwohlsein, das geradezu ausladend auf den Betrachter wirkt. Dass Feser die Fenster der Gebäude entfernt hat, fällt vielen gar nicht auf, denn fast selbstverständlich fügen sich die geschlossenen Flächen der Hauswände in die Landschaft ein, gerade so, als ob die "Leerstellen" des Bildes auch in den Vorlagen nie vorhanden gewesen wären.

Spannend an Marcus Gundlings Arbeiten ist, was auf den Bildern nicht zu sehen ist. Das eigentliche Ereignis, das sich hier abgespielt hat, aber nun nicht mehr zu sehen ist, lässt sich nur noch anhand von Spuren rekonstruieren. Die Fotografien, die aus Zeitungen, Magazinen und dem Internet stammen, dokumentieren politische, kriminologische und soziale Ereignisse. Die Menschen, die diese Handlungen bestimmen, im Fokus standen, wurden jedoch aus den Fotografien entfernt. Die Aura des einst Geschehenen schwebt dennoch "über" den Räumen und Orten, lebt auf geheimnisvolle Weise in ihnen weiter. Durch die "Entleerung" der schnellen, den Medien entnommenen Bildern, gewinnen diese an Langsamkeit und Intimität, laden zur Spurensuche ein.

Nina Pettinato zeigt Tuschezeichnungen unterschiedlichen Formats, die sich mit der Synchronizität von Geist und Körper beschäftigen. Einer Evolution gleich entwickelt sich durch den steten Einsatz des gleichen Elements, aus einer amorph wirkenden Masse ein schließlich relativ exakt konturierter Körper. Die so erschaffenen Wesen und Objekte sind durch ihre organisch anmutende Plastizität von starker Präsenz, entziehen sich gleichzeitig jedoch einer direkten, rationalen Deutung.
Bei längerer Betrachtung stellt sich unter Umständen eine optische Irritation ein: die gewebeartige Verstofflichung des zeichnerischen Grundelements erzeugt eine Unschärfe, die zur Metapher wird. Einerseits Metapher für die komplexe Wechselwirkung von Geist und Körper innerhalb des Individuums, andererseits Sinnbild für die unzertrennliche Einheit zwischen Individuum und die es umgebende Realität.“
(Galerie im heimspiel)

Vernissage am Freitag, den 20. Mai 2005 ab 20:00 Uhr.
Ausstellungsdauer: 21. Mai - 25. Juni 2005
Öffnungszeiten: Di - Fr 12:00 – 19:00, Sa 11:00 – 16:00 Uhr

Galerie im heimspiel
Wittelsbacherallee 59
60385 Frankfurt am Main
www.heimspiel-ffm.de

pm