Licht als Luft

vor 12 Jahren
Dr norman

Meursault „Mörder der Sonne“
Die existenzielle Bedeutung des Lichts in Albert Camus’ Roman „Der Fremde“ und das Asperger-Syndrom als perzeptive Referenz in der Bildenden Kunst

Der HfG-Absolvent und langjährige AStA-Vorsitzende Norman Hildebrandt wurde nach einem dreijährigen Doktoratsstudium der Kunst und Kulturwissenschaften an der Universität für Angewandte Kunst Wien zum Dr. phil. promoviert. Doktorvater ist Prof. Dr. Burghart Schmidt.

Die Dissertation „Licht als Luft“ – Meursault „Mörder der Sonne“ untersucht, ob der literarische Held „Meursault“ aus Albert Camus’ Roman „Der Fremde“ Träger des Asperger-Syndroms ist.

Neben den sozialkommunikativen Einschränkungen zeichnet sich dieses Syndrom, welches dem Autismus-Spektrum angehört, vor allem durch eine besondere Wahrnehmung von Details und einer extremen Lichtaffinität und -sensibilität aus.

Die speziellen Wahrnehmungsweisen Meursaults werden mit der Aktivität der Sinne bildender Künstler und der daraus resultierenden Kunstwerke als Referenzen zu den von der Sonne bedingten skulpturalen inneren Bildern des Romanhelden herangezogen.

Im Kontext der Illuminationstheorien wird ein Focus auf Aurelius Augustinus und dessen Lichttheorie der Weltwerdung gelegt. Dabei wird den Fragen nachgegangen, in wieweit Meursault selbst ein imaginär-demiurgisches Potenzial aufweist und welche Bedeutungen dem Licht in den Schriften von Augustin und Camus zukommt.

Neben Fachautoren aus dem Bereich der Neurologie und Psychologie werden auch Positionen aus Philosophie, Ästhetik und Literatur berücksichtigt.

Das Untersuchungsergebnis der vorliegenden Dissertation kommt zu dem Schluss, dass bei Camus’ literarischem Helden eine leichte Form des Asperger-Syndroms diagnostiziert werden kann und dass seine Wahrnehmungen eine formale Entsprechung in den künstlerischen Positionen James Turrells und Dan Flavins aufweisen.