Muss soziale Werbung immer so aussehen, wie soziale Werbung immer aussieht?

vor 22 Jahren
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Diese Frage hat sich Barbara Kotte mit den Studierenden gestellt und eine Aufgabe der Wirtschaftjunioren der IHK Offenbach am Main bearbeitet. Entwickelt werden sollte eine Kommunikation, die junge Menschen dazu bewegt, sich für die Spenderdatei für Leukämiekranke typisieren zu lassen. Typisieren lassen, bedeutet, dass einem etwa 5 ml Blut entnommen wird, und die Stammzellen in einer Kartei verzeichnet werden. Die Stammzellen geben Auskunft darüber, ob man als Spender für einen Leukämiekranken in Frage kommt.

Um zu verstehen, warum diese Kartei benötigt wird: Jedes Jahr erkranken 4.000 Menschen an Leukämie – auch Blutkrebs genannt. Mit einer Spende von Stammzellen könnte Ihnen geholfen werden. Die Stammzellen sind so etwas wie die Mutterzellen der Blutzellen. Damit eine Spende überhaupt möglich wird, müssen die Gewerbemerkmale von Spender und Krankem nahezu 100% übereinstimmen. Und genau da liegt das Problem. Für 25% der Leukämiekranken kann kein Spender gefunden werden. Je mehr Menschen sich aber in der Deutschen Knochenmarksspendedatei aufnehmen lassen, desto größer ist die Chance, dass Spender gefunden werden.

Die Studierenden Vera John, Daniel Weitenauer und Samira Ramic haben sich entschieden, eine Kommunikation zu entwickeln, die nicht – wie man es von sozialer Werbung kennt – mit Portraits von Menschen arbeitet, die traurig und mit großen Augen in die Kamera schauen. Trotzdem sind die Plakate sehr emotional.

Vera John hat sich für einen Ansatz entschieden, bei dem es darum geht, dass man mit seinen Stammzellen einer bestimmten Person das Leben retten kann. Erfahrungen haben gezeigt, dass Menschen immer dann offen sind zu spenden, wenn Sie von einem konkreten Fall erfahren. Vera John hat konkrete Fälle geschaffen mit der Plakatserie „Anna braucht dich.“-„Du brauchst Anna“.

Daniel Weitenauer hat ein eher spielerisches Konzept. Auf dem Plakat ist der Betrachter aufgefordert, passende Menschenpaare zu bilden. Und sofort fällt auf: Für einen gibt es kein passendes Gegenstück. Eine Situation, die Leukämiekranke jeden Tag am eigenen Leib erfahren.

Samira Ramic ist der Meinung, dass man erst durch Menschlichkeit auch zum Menschen wird. In ihrer Plakatserie sieht man eine Art Phantombilder, Menschen ohne Gesicht. Jeder könnte es sein und jeder könnte Mensch werden: indem er sich in die Kartei der DKMS aufnehmen lässt.

Die Wirtschaftsjunioren der IHK Offenbach am Main waren begeistert. Sie werden im Arbeitskreis diskutiert und eine der Kampagne wird zum September 2003 umgesetzt und in Offenbach zu sehen sein.