MuVi Online 2006

vor 19 Jahren

Seit 2001 loben die internationalen Kurzfilmtage Oberhausen einen Musikvideo-Publikumspreis, den MuVi Online Award, aus. Bereits 1999 leisteten die Filmtage Pionierarbeit mit der Einführung einer Auszeichnung für das beste Musikvideo aus Deutschland, genannt MuVi-Preis. Damit wurde eines der weltweit renommiertesten Kurzfilmfestivals um eine Sparte bereichert, die sich schon seit geraumer Zeit vom illustrierenden Beiwerk zur eigenständigen Kunstform emanzipiert hat. Ursprünglich wurde der Preis gemeinsam mit dem Musiksender MTV und dem Entertainmentportal popkomm.de vergeben. Mittlerweile wird der MuVi Online Award in Kooperation mit dem Musikmagazin Intro und wechselnde Kooperationspartnern präsentiert. Per Streaming kann man sich die nominierten Videos einen Monat lang ansehen und seine Stimme online abgeben.

Für den MuVi-Preis können Musikvideos eingereicht werden, deren Regie oder Produktion in Deutschland ansässig sind, unabhängig davon, ob sie im Fernsehen bereits ausgestrahlt wurden oder nicht. Eine unabhängige Kommission wählt aus den Einreichungen zehn Kandidaten aus, die während der Kurzfilmtage vorgestellt werden. Die Gewinner werden von einer internationalen Jury bestimmt. Das beliebteste Video erhält ein Preisgeld von 500 Euro und der Sieger wird während der MuVi-Preisverleihung am 6. Mai 2006 während der 52. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen bekannt gegeben.

Proradii 01

Dieses Jahr sind gleich zwei Produktionen der Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) vertreten. Zum einen kann für das Musikvideo zu dem Track »Pro Radii« der britischen Formation Autechre gestimmt werden, das von dem HfG-Student Stefan Ringelschwandtner realisiert wurde. Das Magazin Intro schreibt zu dieser Auswahl: „Haut, Wasser, Knochen, Schmutz. Aus diesen Einzelheiten und rhythmischen kleinen Unschärfen setzt Stefan Ringelschwandtner eine atmosphärische Gesamtheit zusammen, die der Partikelmusik von Autechre bestens entspricht. Die zitternde, verknotete Masse menschlichen Fleisches wirkt in dieser liquiden Welt nur deshalb so verformt und unwirklich, weil die Kamera zu nahe rangeht und das große Ganze kaum ins Bild nimmt. Es gibt auch ein Happyend: Kopf unter Wasser und mit dem restlichen Körper etwas ganz anderes werden.“

Stills aus »Pro Radii«
Regie: Stefan Ringelschwandtner
Produktion: HfG Offenbach
Musik: Autechre
Label: Warp Records
Deutschland, 2006

Theladymoon 01

Die zweite Nominierung, ein Video zu dem Stück »The Lady Moon Turns Sulky« der Gruppe Vernon & Burns, ist eine Gemeinschaftsarbeit von
Mariola Brillowska, die eine Vertretungsprofessur für Zeichnen und Illustration im Sommersemester 2005 sowie im Wintersemester 2005/2006 an der HfG inne hatte, und Studierenden ihrer Seminare. Intro kommentiert diesen Clip mit folgenden Worten: „Die universelle Sprache der Gestik wird in diesem Trickfilm zum Tanz der Formen, bei dem sich die Eindeutigkeit von handfesten Argumenten ins Absurde verkehrt. Aus den von über 40 ZeichnerInnen gekrakelten, sich kontinuierlich verwandelnden Händen wachsen Würste ebenso wie ein Hakenkreuzbaum. Ein Lo-Fi-2D-Alptraum für alle GebärdensprachlerInnen. Am Collage-Soundtrack von Vernon & Burns läuft dieser Bilderreigen etwas vorbei, verbindet sich mit der Musik aber punktuell zu spannenden Einsichten.“

Still aus »The Lady Moon Turns Sulky«
Regie: Mariola Brillowska
Produktion: Interpol Filmprod.
Musik: Vernon & Burns
Label: Gagarin Records
Deutschland, 2006

Wir hoffen für beide Arbeiten auf einen großen Beifall und viele Stimmen auf der Online-Ausgabe des Intro-Magazins oder der MuVi-Voting-Seite der Oberhausener Kurzfilmtage.


pm, 01.04.2006