Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse

Foto: Stefan Klüter
Mit Arendt gegen Arendt denken – und über sie hinaus
Prof. Dr. Juliane Rebentisch, Professorin für Philosophie und Ästhetik an der HfG Offenbach, ist für ihr Buch »Der Streit um Pluralität. Auseinandersetzungen mit Hannah Arendt« für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie »Sachbuch / Essayistik« nominiert. Das Buch ist im Suhrkamp-Verlag erschienen.
Hannah Arendt gilt bis heute als eine der großen Figuren der Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung begründete Rebentisch das bis heute ungebrochene Interesse an Arendt damit, dass ihre Biografie auf beiden Seiten des Atlantiks exemplarisch für das 20. Jahrhundert stehe, es aber auch eine Faszination für die streitbare Intellektuelle gebe, die mit ihren Interventionen heftige Kontroversen ausgelöst habe.
In ihrem Buch »Der Streit um Pluralität« erhebt Rebentisch Arendt nicht zur Säulenheiligen, sondern liest sie kritisch, vor allem ihre Interventionen in die amerikanische Politik der Sechziger. In zehn hochkonzentrierten Kapiteln legt Rebentisch Arendts politische Philosophie der Pluralität frei und diskutiert sie im Horizont gegenwärtiger Debatten. Politik und Wahrheit, Flucht und Staatenlosigkeit, Sklaverei und Rassismus, Kolonialismus und Nationalsozialismus, Moral und Erziehung, Diskriminierung und Identität sowie Kapitalismus und Demokratie sind die Stichworte der entsprechenden Auseinandersetzungen. Indem sie den Fokus auf das Motiv der Pluralität legt, lässt Rebentisch in diesen unterschiedlichen thematischen Kontexten jeweils den Zusammenhang von Arendts Gesamtwerk ebenso greifbar werden wie die Widersprüche, die es durchziehen.
Juliane Rebentisch ist seit Oktober 2011 Professorin für Philosophie und Ästhetik an der HfG Offenbach, wo sie von 2014 bis 2020 Vizepräsidentin war. Seit 2014 ist sie Mitglied des Kollegiums am Frankfurter Institut für Sozialforschung, von 2015–2018 war sie Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik.
Aktuell lehrt Rebentisch zusätzlich als Regular Visiting Professor am Department of German der Princeton University – passenderweise an jener Eliteuniversität, an der Arendt 1959 als erste Frau als Gastprofessorin Vorlesungen hielt.
Juliane Rebentisch forscht zu Ästhetik, Kritischer Theorie, Ethik, politischer Philosophie und zeitgenössischer Kunst. Sie ist Autorin von Büchern wie »Ästhetik der Installation« (Suhrkamp/Sternberg, 2003), »Die Kunst der Freiheit« (Suhrkamp/Polity, 2012) und »Theorien der Gegenwartskunst« (Junius, 2013). Darüber hinaus hat sie unzählige Bände zu Themen herausgegeben, die von queerer Subkultur und der Philosophie der Sprache bis hin zu Negativität und den Auswirkungen des Kapitalismus reichen. 2017 wurde die Philosophin mit dem Lessing-Preis der Stadt Hamburg 2017 geehrt.
17.02.2022
