»Pop Odyssee: House of the Rising Punk«



Das Kleine Fernsehspiel im ZDF strahlt in der Reihe »Für immer Punk« am 20. August um 0.20 Uhr die Dokumentation »Pop Odyssee: House of the Rising Punk« aus. Realisiert wurde der Film von Rotraut Pape, Professorin für und Video an der HfG Offenbach und der Autor und Regisseur Christoph Dreher.
Pressetext des ZDF:
»House of the Rising Punk« zeigt überraschende Verbindungen zwischen Musik und anderen Bereichen der Pop-Kultur auf: zu bildener Kunst, Literatur, Lifestyles und politischen und gesellschaftlichen Strömungen der jeweiligen Zeit.
Autor und Regisseur Christoph Dreher führt in dieser Pop Odyssee in das »House of the Rising Punk«: das CBGB's, ein düsterer kleiner Club in der New Yorker Bowery, wurde 1974 gegründet. Hier war der Treffpunkt einer Szene von Künstlern wie Andy Warhol, Filmemachern wie Jim Jarmusch und einer neuen Generation von Musikern.
Ihre Musik richtete sich nicht nur gegen Hippietum und bombastischen Stadionrock, sondern gegen das ganze Kulturestablishment. Ihre Impulse bezogen viele Musiker des CBGB's von Rebellen der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts wie Rimbaud und Baudelaire, aber auch zeitgenössischen Außenseitern der französischen Literatur wie Rimbaud und Baudelaire, aber auch zeitgenössischen Außenseitern der amerikanischen Literatur wie William Burroughs. Aus den Vorträgen eigener poetischer Texte wurden musikalische Performances. Auf diese Weise gründeten sich zum Beispiel die Patti Smith Group und Television, die Band um Tom Verlaine und Richard Hell, die das CBGB's entdeckt hatten.
Musikalische Vorbilder waren u. a. die Stooges aus Detroit mit ihrem Sänger Iggy Pop, der sich seit 1969 mit einer neuartigen, maschinenhaften Musik und wüsten Auftritten bei Gegnern des Mainstreams einen Namen gemacht hatten oder die New York Dolls, die im Transvestitenlook mit Songs über Müll und Drogen das prüde Amerika schockierten.
Als sich die CBGS's-Szene gründete, war der Vietnamkrieg verloren, Watergate aufgedeckt und New York City bankrott. Das Erbe der kreativen Explosion der Psychedelic-Ära wurde von größenwahnsinnigen Rockstars, die sich in Stretchlimousinen und Privatjets von Konzert zu Konzert chauffieren ließen, verjubelt. Dieser Dekadenz und Degeneration setzte die CBGS's-Szene eine konträre Haltung entgegen, einen harten urbanen Realismus, rohe Energie und Aggressivität im musikalischen Ausdruck. Lederjacken und Sonnenbrillen waren die äußeren Attribute eines coolen Zynismus.
Die schon von Andy Warhols Factory und den daraus hervorgegangenen Velvet Underground seit den mittleren Sechzigern praktizierte Verbindung von Kunst, Pop und Leben wurden prägend für den kreativen Aufbruch. Do it yourself war die Devise für Bands mit drei Akkord-Songs wie den Ramones, Talking Heads oder Blondie für Filmemacher wie Jim Jarmusch und Amos Poe mit ihren ersten "Guerilla"-Filmen, Fotografinnen wie Roberta Bailey; Autoren wie Legs McNeal und seinem "Punk"-Magazin, das der Bewegung den Namen gab.
Diese musikalische Revolution war Auslöser für die britische Punk-Explosion, durch die das Phänomen einer neuen Gegenkultur 1977, also vor genau 30 Jahren, weltbekannt wurde. Die Auflösung der englischen Sex Pistols markierte gleichzeitig das Ende der CBGB's-Ära. In Amerika wurde Punk erst in den Neunzigern kommerziell erfolgreich, mit Bands wie Nirvana, deren Sound und Haltungen an die früheren Vorbilder anknüpfte.
Inzwischen weltweit erfolgreiche Ikonen der amerikanischen Unterhaltungskultur wie "Die Simpsons", "Al Bundy" oder "South Park" wären nicht denkbar ohne Punk. Generationen von Musikern haben bis heute im CBGB's ihre ersten Auftritte gehabt. Einige Protagonisten von damals sind auch heute wieder da, geben Konzerte und machen neue Platten: Patti Smith, Blondie, Tom Verlaine und Alan Vega (Suicide).
Ende 2006 wurde der legendäre Club trotz energischer Proteste und weltweiter Solidaritätsbekundungen zum Abriss freigegeben.
www.daskleinefernsehspiel.zdf.de
kkk, 16.08.07
Buch und Regie: Christoph Dreher
Realisation:Christoph Dreher, Rotraut Pape
Kamera: Horst Markgraf
Schnitt: Rotraut Pape
Musik: Patti Smith Group, Ramones, Blondie, Television, Talking Heads, Suicide, Richard Hell and the Voidoids, The Stooges, New York Dolls, Sex Pistols, Nirvana und andere
Produktion: Rolf Wolkenstein, Turner & Tailor, Berlin im Auftrag von ZDF/Das kleine Fernsehspiel und 3sat
Redaktion: Christian Cloos, Claudia Tronnier
Sendelänge: 59 Minuten
Erstsendung: 29. Dez. 1998 in 3Sat