Trauer um Burghart Schmidt

vor 3 Jahren
Sprache   aesthetik 01

Foto: Jessica Schäfer

Die Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach trauert um Burghart Schmidt, der im Alter von 79 Jahren gestorben ist. Dr. Burghart Schmidt war von 1998 bis 2011 Professor für Philosophie und Ästhetik an der HfG, von 2005 bis 2011 Vizepräsident.

Geboren 1942 in Wildeshausen/Oldenburg, widmete sich Burghart Schmidt zunächst den Naturwissenschaften, studierte Biologie, Chemie, Physik, dann Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Tübingen, die er von 1962 bis 1970 besuchte. Er schloss in Philosophie mit Doktorat samt den Nebenfächern Kunstgeschichte und Zoologie ab – letzteres auch ein Beleg für seine große Leidenschaft für die Ornithologie. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Philosophen Ernst Bloch war er an der Herausgabe von dessen Gesamtausgabe im Suhrkamp Verlag beteiligt.

Vor seiner Zeit an der HfG Offenbach hatte Burghart Schmidt Lehrtätigkeiten an verschiedenen Universitäten in Deutschland und Österreich. Österreich wurde schließlich auch seine Heimat, er verließ den deutschen Norden, um in Wien zu leben. Die Spannung aus Distanz und Nähe zu den Finten, zur Pracht, ja zur Ungeheuerlichkeit dieser Stadt oder, genauer, zu dieser Welt, wurde Burghart Schmidt zum Milieu wie zur Zielscheibe etlicher seiner Einlassungen, nicht nur zur Architektur oder zur Bildenden Kunst.

Burghart Schmidt wuchs an der HfG so etwas wie die Rolle einer intellektuellen Institution zu. Natürlich konnte er nicht überall sein, aber wo er auftauchte und mitmischte, musste man darauf gefasst sein, mit tieferen oder weiteren Zusammenhängen des aktuell Anliegenden konfrontiert zu werden. Legendär waren seine »Helikopterflüge« bei den Diplompräsentationen im Fachbereich Kunst, ein von allen Beteiligten erwartetes Großereignis: Mit einer ausufernden, dennoch druckreifen Ansprache unternahm Schmidt bei den Diplomverleihungen immer aufs neue den Versuch, alle der gezeigten Diplomarbeiten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Das glückte oft, und wo es nicht glückte, nahm Burghart Schmidt die Unpassung ohne Zögern zum Anlass, einen Anker in benachbarten Wissensgebieten zu werfen, von denen es bei ihm einige gab.

»Mit Burghart Schmidt haben wir, hat die Welt, einen großen Denker verloren, einen toleranten, ungeheuer abgeklärten Menschen. Sein Humor, seine lebensbejahende Haltung, sein unglaublich ausgeprägter Sinn für die Kunst und sein gewaltiger Schreibtisch, auf dem sich die Bücher stapelten und umarmten: all das wird uns in Erinnerung bleiben«, so fasst Prof. Bernd Kracke, Präsident der HfG Offenbach, seine tiefe Trauer und sein Andenken an seinen langjährigen Kollegen und guten Freund zusammen.

Danke für alles, lieber Burghart Schmidt!

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